After Action Report
Unser Tag begann mit einem gemeinsamen Frühstück mit Sergeant Haze. Er hatte uns nichts zu berichten und wir wollten ihm nichts berichten. Er schien uns gegenüber misstrauisch zu sein und versuchte permanent sich für diesen Tag an uns zu heften. Wir gaben ihm den Auftrag ein Bewegungsprofil der letzten Tage für den im Krankenhaus liegenden Holby anzulegen. Haze murrte etwas, nahm sich dann aber dieser Aufgabe an. Wir versuchten noch ihn mit etwas Smalltalk und kleineren Recherchefragen gutmütig zu stimmen und erfuhren so, dass es in der Nähe keinerlei Vorkommnisse mit Umweltschäden gäbe. Tatsächlich waren Haze und der verstorbene Fred öfters zusammen fischen gewesen, da die Natur der Umgebung so gut erhalten war. Die einzige Ausnahme sei die Oakland Pit, eine alte Kupfermine die inzwischen touristisch erschlossen war.
Ein Teil von Hazes Misstrauens uns gegenüber stammte vermutlich von diversen Telefonaten für die sich immer wieder jemand vom Frühstückstisch entfernte. Stacy wurde wegen folgender Informationen von ihren Kollegen aus Washington angerufen, die wir später noch durch eine Internetrecherche erweiterten:
- Die Militärmarke stammt von der Navy und gehörte einem Jonathan Mathew Woodridge der 1943 bei einer Kesselexplosion auf der Eldridge ums Leben gekommen war. Stacys Kontakt erlaubte sich noch einen kleinen Scherz darüber, dass Stacy solch merkwürdige Dinge recherchierte, denn die Eldridge war Gerüchten zu Folge in eine Zeitreise verwickelt, wie im Film „Das Philadelphia Experiment“.
- Bei dem Fremden der auf Freds Bodycam zu sehen gewesen war handelte es sich um Brandt McCasslin, einen Biochemiker der derzeit bei der Benthik Company angestellt war. Wir erfuhren seine Adresse in Helena, dass seine Uni Forschung sich auf Pilze bezog und seine derzeitige Vorgesetzte Dr. Laura Ghent sei. Bilder gab es von ihm keine.
- Die Benthik Company war ein Pharma unternehmen und hatte ihren Sitz in den nahegelegenen Bergen, etwa 30 Kilometer nördlich von Helena. Was genau sie erforschte war unklar, der Internetauftritt war voller leerer Phrasen wie „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt“, aber es ließen sich keine konkreten Infos über die Firma ermitteln.
- Die Analyse der Tonaufnahme von Freds letztem Einsatz war noch nicht fertig, wir würden uns gedulden müssen.
All dies half uns bei unseren dringlicheren Problemen nicht weiter, darum führte auch Maja ein Telefonat. Sie schnappte sich unser Burner-Phone und stellte Kontakt mit der Organisation her. Sie wollte eigentlich Hilfe anfordern, die sich um die kranke Christina Jacobs und deren verseuchtes Haus kümmern sollte. Stattdessen sagte ihr eine Kinderstimme, sie solle das tote Fleisch in den Kühlschrank bringen, morgen werde es abgeholt. Wir schlussfolgerten daraus, dass wir die Leiche von Fred, und den vermutlich bis dahin verstorbenen Holby in den nahegelegenen Green Box Bunker bringen sollten. Dies löste aber nicht unser Problem mit Christina und ihrem Baby.
Da die verseuchten Körper ein Risiko für uns darstellten, überlegten wir, wie wir sie transportieren könnten. Wir kamen zu dem Schluss, dass ein HazMat Suit die beste Möglichkeit wäre, zum einen für uns, zum anderen aber auch um die Leiche darin zu versiegeln. Wir begaben uns ins Krankenhaus um uns diese Anzüge zu besorgen. Heather sprach dafür mit Dr. Lebev, doch ihre Begründung warum wir die Anzüge bräuchten beunruhigte ihn dabei so sehr, dass er die erste Protokollstufe für den Seuchenschutz ausrufen lies (kritischer Patzer). Dafür waren wir nun die stolzen Besitzer von 4 neuen, quietschgelben Anzügen.
Holbys Zustand war weiterhin kritisch, er fiel also nicht in die Kategorie „totes Fleisch für den Kühlschrank“.
Wir überlegten, ob wir direkt die Leiche von Fred stehlen sollten, aber dies würde sich in den auffälligen Anzügen am hellichten Tag als schwierig erweisen. Zumal sich im selben Gebäude eine tagsüber besetzte Polizeistation befand.
Wie wir Christina Jacobs aus ihrem Haus holen sollten wussten wir auch noch nicht. Sie fiel ebenfalls nicht in die Kategorie „totes Fleisch“, schien uns aber ein zu großes Ansteckungsrisiko zu sein, um sie in ihrem Haus zu lassen. Maja kaufte sicherheitshalber eine Taser Pistole im Südstaatler Laden ihrer Wahl, um sie aus sicherer Entfernung außer Gefecht setzen zu können. Ihr wurde außerdem eine schallgedämpfte AR 15 mit Laserzielvisier sowie eine Mitgliedschaft in der örtlichen Miliz angeboten, sie beschränkte sich aber auf den Taser.
Da wir mit unseren bestehenden Problemen nicht weiterkamen, fuhren wir zur Wohnung von Brandt die sich in einer mittelprächtigen Gegend voller mehrstöckiger Mietshäuser befand. Wir leerten seinen Briefkasten und verschafften uns dann Zutritt zu seiner Wohnung. Diese war voller Erbrochenem und sah verwüstet aus, was Heather dazu veranlasste uns auf ein massives Infektionsrisiko hinzuweisen, das wir mit simplen Gasmasken nicht umgehen konnten.
Wir gingen also zurück zum Auto und überlegten uns einen Plan. Ich würde alleine zurück ins Haus gehen und so tun, also würde ich Zeitschriftenabos verkaufen, als Beispielzeitschrift würde ein Magazin über das Tauchen dienen das wir in Brandts Briefkasten gefunden hatten. Den HazMat Suit würde ich in einer großen Tasche dabeihaben. Das war unauffällig und außerdem würde mich jeder loswerden wollen, bei dem ich klingelte. Sobald ich eine leere Wohnung gefunden hätte, könnte ich dort einbrechen und mich in Ruhe umziehen.
Gesagt getan, nach nur einem vergeblichen Verkaufsgespräch fand ich eine leere Wohnung und konnte im Schutzanzug über den Flur huschen um Brandts Wohnung genauer zu untersuchen.
Der Schutzanzug erwies sich als eine gute Idee, die Wohnung war voll von vermutlich kontaminiertem Erbrochenem und leichtem Pilzbefall. Der Boden war zusätzlich mit zerbrochenen Möbeln und Müll übersäht, es sah aus als wäre das Metall aus den Möbeln entfernt worden und aufgerissene Batterie- und Nagelpackungen lagen herum. Es schien so, als müsste Brandt einen Bedarf an Schwermetallen decken. Interessante Entdeckungen gab es nur zwei: Die erste war ein Foto von Brandt in einer Mischung aus Taucher- und HazMat-Anzug vor einer giftgrünen Wasserfläche mit Felsen und Tropfsteinen im Hintergrund. War dies vielleicht die nahegelegene, stillgelegte Mine? Die zweite ein Notizbuch, das sich später als aufschlussreich herausstellen würde. Beides wanderte in meine Tragetasche. Da sich nichts weiter finden lies, flitzte ich zurück in die leere Wohnung nebenan und zog mich erneut um.
Damit wir uns nicht doch noch irgendetwas aus der Wohnung einfangen würden, reinigten wir den Anzug an einer nahegelegenen Tankstelle mit einem Hochdruckreiniger und fotografierten den hinteren Teil des Notizbuches ab, bevor es wie auch das Bild von Brandt in gut versiegelbare Klarsichtbeutel gesteckt wurde. Die Seiten waren schwer zu entziffern und wir nahmen uns diese Aufgabe für die nächste längere Autofahrt vor.
Da wir noch viel Zeit bis zu unserem abendlichen Leichenraub hatten, machten wir uns auf den Weg zur Oakland Pit, in der Hoffnung, dass dies der Ort aus dem Bild sei. Eine kurze Recherche ergab, dass die Mine seit Jahrzehnten nicht mehr für den Bergbau genutzt worden war. Die Montana Mining Inc. schöpfte inzwischen Mineralien mit Hilfe von Pflanzen aus der 300 Meter tiefem, gefluteten Mine ab. Außerdem war die Mine touristisch erschlossen und wurde wissenschaftlich genutzt. Es fand sich eine Abhandlung über Extremophile, Bakterien die unter den extremsten Bedingungen gediehen.
Zwischendurch meldete sich Haze und erklärte, dass das Bewegungsprofil sich als schwierig erwies, und dass wir bestimmt geeigneter wären es zu erstellen.
Das Notizbuch erwies sich dafür als Schatzhort an Informationen, folgende Dinge konnten wir in Erfahrung bringen:
- Die älteren Einträge beschäftigten sich mit einer Probe von etwa das wie ein Pilz und doch nicht wie ein Pilz war und von den Sternen kommen soll, vielleicht hatte er eine Probe eines Meteoriten gemeint? Diese Probe konnte im Labor jedoch nicht zum Gedeihen gebracht werden.
- Die Probe wurde dann in dem von Metall verseuchten Gewässer des Oakland Pit deponiert und hier gedieh sie schließlich, auch wenn niemand wusste, warum. Da dies der erste Forschungserfolg seit Jahren war, wurde jemand von der Mine bestochen und ein größerer, illegaler Versuchsaufbau in der Mine eingerichtet. Der genaue Ort war auf einer Karte markiert.
- Er schrieb auch immer wieder von Dr. Ghent, seiner Vorgesetzten bei Benthik. Er erwähnte einen Unfall bei einem Tauchgang an der illegalen Versuchseinrichtung, und dass sie sich beide angesteckt hätten. Er hatte aber keine Erinnerung mehr, was genau passiert war. Dr. Ghent war unzufrieden mit der Vergiftung, da es nötig war darauf hinzuweisen schien er damit wohl zufrieden zu sein?
- Brandt hatte seit dem Unfall Visionen, in einer davon hatte er erlebt, dass Bundesagenten mit der Star People Kassette kommen würden, falls er Fred kontaminiert. Und genau so war es wirklich gekommen.
- Er schrieb auch von anderen Visionen, aber diese waren wirrer. Er erwähnte „die Alten“ und im speziellen die Ziege aus den Wäldern.
- Der neueste Eintrag war von Gestern und bezog sich auf die gestohlene Kassette mit dem Star People Gesang, den er selbst erlernen wollte. Wir hatten also Glück, dass Brandt nicht in der Wohnung gewesen war. Er würde zum Ghost Mountain reisen, um den Gesang dort aufzuführen und Kontakt zu den Star People herstellen.
- Wir suchten online nach dem Ghost Mountain, aber leider gab es diverse Berge dieses Namens. Da der Ureinwohner auf der Kassette zum Stamm der Cree gehörte, suchten wir einen in der Nähe des entsprechenden Reservats. Dieser wäre mehrere hundert Kilometer entfernt.
- Wir wussten nicht, ob Brandt zu derselben Schlussfolgerung wie wir gekommen war, welcher Ghost Mountain für seine Zwecke wohl der richtige sei, oder ob er zu einem völlig anderem reiste. Wir sollten also vielleicht einen Bundesstaaten übergreifenden Haftbefehl für ihn erwirken. Der Hinweis, dass er in den Tod eines Polizisten verwickelt sei, würde ihn hoffentlich mit Kugeln daran hindern seine magische Stimme zu benutzen.
Die Oakland Pit an sich war ein merkwürdiger Ort, es handelte sich um ein glorifiziertes, riesiges, mit giftigem, grünem Wasser gefülltes Loch im Boden. Warum Touristen hierherkamen um sich von Park Rangern herumführen zu lassen war uns schleierhaft, das grüne Wasser stank ganz fürchterlich und über der Wasseroberfläche verlief ein hässliches, industriell anmutendes Gespinst aus Rohren an denen Grünzeug wuchs. Vermutlich waren dies die Pflanzen, die zum Abschöpfen der Metalle genutzt wurden. Aber immerhin sahen die Felswände in Wassernähe so aus, wie der Hintergrund auf dem Taucherbild aus Brandts Wohnung. Als nächstes würden wir den Versuchsaufbau finden und ohne Taucheranzug bergen müssen. Hoffentlich war er an einer Kette oder etwas ähnlichem befestigt.
Agents (T-Zelle)
- Dylan Levitt / Tony (Criminal)
- Prof. Dr. Maja Sommer / Trina (Historian)
- Stacy Q / Tracy (FBI Agent)
- Dr. Heather Wood / Tekla (Physician)
-- Ranwyr