Impossible Landscapes #15

Noch vor dem Frühstück gab Stacy eine Untersuchung der Hundemarke bei ihren FBI Kollegen in Washington in Auftrag. Außerdem beschlossen wir bis auf weiteres kein Getränk zu uns zu nehmen, dass aus einer hiesigen Wasserleitung stammen könnte, um die Gefahr einer Ansteckung zu minimieren. Also kein Leitungswasser und keinen Kaffee, dafür dann Orangensaft oder Wasser aus Flaschen.
Beim Frühstück studierten wir die ausliegenden Zeitungen, aber es gab keinen für unsere Untersuchung relevanten Artikel.
Der erste offizielle Tagesordnungspunkt war, dass wir uns beim Sheriff melden wollten. Das Sheriff’s Office war ein erstaunlich großes Gebäude, das außerdem noch diverse andere Spezialeinheiten wie taktische Eingreiftruppen, die Highway Patrol oder auch die den Vorfall untersuchenden Umweltorganisationen beherbergte.
Im Inneren wurden wir schnell in das Büro des Sheriffs vorgelassen und trafen dort auf Sheriff Leo Potter (50+, weiß) sowie Undersheriff Jason Pullman. Die beiden waren oberflächlich froh, dass wir ebenfalls am Tod ihres Kollegen ermittelten, aber sie tauschten immer wieder seltsame Blicke aus wenn wir bestimmte Fragen stellten.
Außerdem stellten andere Untergebene immer wieder Augenkontakt mit Pullman her und ließen sich non-verbal von ihm bestätigen, was der Sheriff angeordnet hatte.
Wir erhielten die Information, dass Freds Leiche beim County Coroner Brian Holby aufbewahrt wurde. Sheriff Potter wollte uns dort telefonisch anmelden, aber Mr. Holby war nicht erreichbar. Seine Sprechstundenhilfe Janet Reese informierte ihn, dass Holby sich krank gemeldet hätte.
Außerdem erfuhren wir, dass Fred eine im siebten Monat schwangere Witwe zurückließ und kurz vor seinem Tod krank geworden war. Angeblich sogar so krank, dass er rumspaßte, sein Diensthandy nicht mehr benutzen zu können. Und an seinem letzten Arbeitstag, zwei Tage vor seinem Tod, hatte es einen Vorfall auf der Streife gegeben. Es gab einige ungewöhnliche Meldungen per Funk, und Fred kam stinkend, mit Unrat besudelt und verwirrt im Polizeirevier an. Wir wollten uns die Body Cam dazu ansehen, also stellte uns Sheriff Potter einen Gehilfen zur Seite: Sergeant Haze, der fortan als unser Mädchen für alles agieren sollte. Sergeant Haze führte uns sogleich ins Archiv, wo uns die Aufnahme von Freds Bodycam und der Kamera seines Dienstfahrzeuges gezeigt wurde. Man sah eine Person in Bürokleidung einsam über die verregnete, dunkle Straße wanken. Fred hielt an, um dem Mann zu helfen. Er tauschte einige Funksprüche mit der Zentrale aus und versuchte den Fremden auf der Rückbank seines Autos unterzubringen. Der Fremde murmelte unverständliches Dinge, dann erbrach er sich über Fred und befahl ihm diese Begegnung zu vergessen. Auf der Kamera konnte man den Mann in der Nacht verschwinden sehen, während Fred einige Minuten starr dastand und sich danach ins Auto setzte, als sei nichts passiert. Nicht einmal seinen vollgekotzten Zustand nahm er zur Kenntnis, tatsächlich funkte er noch „falscher Alarm“ zur Zentrale. Hatte er sich bei diesem Fremden infiziert? Freds Verhalten auf den Befehl des Fremden ließ zumindest auf etwas übernatürliches schließen.
Wir ließen uns einen Ausdruck der Bodycam geben, auf dem der fremde Mann zu sehen war, allerdings war die Bildqualität aufgrund des Wetters und der Dunkelheit nicht gerade überragend. Stacy übermittelte es trotzdem an ihre FBI Kollegen, vielleicht konnten die Experten dort etwas mehr aus dem Bild herauskitzeln als Polizisten vor Ort. Zusätzlich schickte sie noch die Audio Aufnahme vom Gemurmel des Fremden mit, auch hier erhofften wir uns ein Aufbessern der Qualität.
Die Polizei hatte noch keine eigene Untersuchung wegen Freds Tod gestartet, da der Bericht des Leichenbestatters noch vorläufiger Natur war. Heather, unsere Medizinerin, beschloss sich zum Coroner’s Office zu begeben und den Leichnam selbst zu untersuchen. Sergeant Haze bot sich an uns alle zu fahren, aber da wir die Leiche lieber ungestört untersuchen wollten versuchte ich ihn abzulenken. Ich bat ihn zusammen mit Maja und mir das Dienstfahrzeug von Fred zu untersuchen, dass noch keinem anderen Polizisten zugeteilt worden war. Stacy und Heather würden in der Zwischenzeit zum Coroner fahren.
Haze brachte Maja und mich zum Fuhrpark. Das Auto war allerdings in der Zwischenzeit gründlich gereinigt worden und roch nach Chemie. Wir untersuchten trotzdem einige Zeit lang das Fahrzeug, um Haze beschäftigt zu halten.
Heather und Stacy waren nach einem Zwischenstopp bei Starbucks inzwischen am Coroner’s Office angekommen. Die beiden konnten einfach nicht ohne Kaffee leben, selbst wenn eine Wasserkontamination sie selbiges kosten würde. Die Sprechstundenhilfe Janet war zuerst wenig kooperativ, ließ sich aber schließlich überzeugen den beiden Zugang zur Leiche zu gewähren. Heather und Stacy legten so viel Schutzkleidung an wie sie auftreiben konnten, Janet ging zurück an ihren Schreibtisch.
Der neben der Leiche liegende Obduktionsbericht deckte sich mit unserem Briefing, es war überall Schwermetall gefunden worden. Coroner Holby schien gründlich vorgegangen zu sein, in diversen Glasfläschchen waren Organproben deponiert worden. Diese Proben waren alle von einem faserigem Etwas durchzogen, das an Pilzsporen erinnerte. Diese Sporen mussten erst kürzlich gewuchert sein, denn im Obduktionsbericht wurden sie nicht erwähnt. Besonders viele dieser Fasern befanden sich im Magengewebe, im Magen selbst fand Heather metallische Dinge, die wie leicht verdaute Münzen aussahen. Was absonderlich war, da Magensäure nicht stark genug ist, um das Metall von Münzen anzugreifen. Das Äußere der Leiche hatte sich im Gegensatz zu den Organen extrem gut gehalten. Der Körper wirkte nahezu lebendig, obwohl er schon 7 Tage tot war.
Nachdem wir unsere unterschiedlichen Recherchen abgeschlossen hatten sammelten wir uns wieder und statteten Coroner Holby einen privaten Besuch ab, wir machten uns Sorgen, dass die Krankheit oder der Pilzbefall von Fred auf Holby übergegangen sein könnte. Bei Coroner Holby reagierte niemand auf die Türklingel, die Garage stand offen und das Auto fehlte. Wir fragten uns, wo er wohl hingefahren sein könnte, sicherheitshalber fragten wir im örtlichen Krankenhaus an. Und tatsächlich hatte Holby sich selbst eingeliefert, der Befund lautete auf akutes Organversagen. Schleunigst fuhren wir zum Krankenhaus St. Peters, unterwegs riefen wir noch schnell Sergeant Haze an, er sollte sich erkundigen ob das Reinigungspersonal von Fred’s Dienstwagen ebenfalls erkrankt sei.
Im Krankenhaus war die dortige Dame an der Rezeption störrisch, dies schien eine Grundvoraussetzung für diesen Beruf zu sein. Aber nach etwas herumwedeln mit dem FBI Dienstausweis wurden wir zu Dr. Lebev vorgelassen. Dieser informierte uns, dass Holby ebenfalls unter einer Schwermetallvergiftung litt. Da hier medizinische Expertise gefragt war die ich nicht beisteuern konnte, teilten wir uns wieder auf. Maja und Heather blieben im Krankenhaus, Stacy und ich wollten bei den Umweltschutz Organisationen vorstellig werden. Heather ordnete unterdessen eine Röntgenaufnahme von Holbys Magen an, dies dauerte eine Weile. Auf der Aufnahme waren mehrere vermutlich metallische Gegenstände zu sehen, unter anderem eine Patrone und ein Rechteck.
Stacy und ich hatten inzwischen das Büro der Umweltorganisationen erreicht, es war ebenfalls im Gebäude des Sheriffs untergebracht. Im Büro befanden sich Jana Gaylor (40+, Afroamerikanerin) für die EPA und Gabrielle Fultz (30+, weiß) für die DEQ. Jana hatte definitiv die Führungsrolle übernommen, sie war forsch im Auftreten und reagierte im Gespräch immer wieder äußerst positiv darauf, wenn wir ihre Expertise bei dieser Untersuchung hervorhoben. Wir informierten sie über den zweiten Fall einer Schwermetallvergiftung, was sie sehr überraschte. Ihre Bemühungen hatten bisher nichts zu Tage gebracht, bei den Bodenproben war nichts auffälliges gefunden worden. Die Markierungen auf der an der Wand hängen Karte waren noch nicht sehr zahlreich, die beiden Frauen waren allerdings auch erst seit zwei Tagen bei der Arbeit. Auch das Haus des Verstorbenen war bereits untersucht worden, wies aber keine besondere Belastung auf. Jana wies uns noch darauf hin, dass der Verstorbene mehrere Liter Schwermetall hätte trinken müssen, um die Messwerte in seinem Körper zu erklären.
Auf dem Weg nach draußen schauten wir bei Sergeant Haze vorbei. Dieser informierte uns, dass es keinen Krankheitsfall bei den Reinigungskräften gegeben hätte. Dann verabredete er sich mit uns zu einem tiefer gehenden Informationsaustausch, wir einigten uns dafür auf das morgige Frühstück in unserem Hotel, um 7 Uhr in der Früh.
Wir sammelten unser Team wieder zusammen und fuhren zur Witwe. Wir wollten sie nach der Ernährung ihres Mannes fragen und versuchen seine Uniform vom letzten Arbeitstag in die Finger zu bekommen. Mit Glück war sie wegen der ganzen Angelegenheit nicht zum Waschen gekommen, und wir könnten das Erbrochene analysieren.
Christina Jacobs lebte in einem gepflegten Haus, sie öffnete uns nach mehrmaligem klingeln die Tür. Sie wirkte kränklich, abwesend und fahrig und aus der geöffneten Tür drang ein Geruch nach Erde und Pilzen zu uns. Was uns aber noch mehr beunruhigte, war ihr schlanker Körper der ihrem Status als hoch schwangere widersprach. Damit konfrontiert sagte sie nur immer wieder, dass es ihnen beiden gut gehe, das Fred Junior schlafe und sie nun die Reise mit Sternenleuchten vorbereiten müsse. Damit ging sie zurück ins Haus und ließ uns leicht schockiert stehen. Wir nahmen uns vor das Haus noch genauer zu untersuchen, aber nicht am hellichten Tag.
Wir nutzen den Rest des angebrochenen Tages um uns von Sergeant Haze zum ungefähren Schauplatz des Kotz-Vorfalls fahren zu lassen. Es ließ sich aber überhaupt nichts finden. Immerhin ergab sich in einem Gespräch mit Haze, dass es in relativer nähe die Oakland Pit gäbe, eine seit Jahrzehnten stillgelegte Kupfermine. Die Damen vom Umweltamt hatten dort auf ihrer Karte noch keine Bodenprobe markiert, vielleicht würde sich ein Ausflug dorthin lohnen.
Nachts fuhren Heather, Maja und ich zurück zu Christinas Haus. Stacy blieb lieber im Hotel, ihr war die Sache zu unheimlich. Maja hatte noch zwei Gasmasken erworben die wir aufsetzten, bevor wir in das Haus einbrachen. Heather verblieb in unserem potentiellem Fluchtfahrzeug. Das Erdgeschoss erschien verlassen, wir suchten den Wäschekorb und fanden darin unter vielen frisch vollgebluteten Bettlaken und Handtüchern die noch ungewaschene Uniform von Fred. Wir warfen sie aus dem Fenster, um sie später zu holen und begaben uns dann ins Obergeschoss, von dort war leiser Gesang zu hören. Maja und ich spähten beide durch die leicht offenstehende Tür und was wir sahen raubte mir den Atem: Christina wiegte ein abnormal entstelltes Baby in den Armen und sang ein Schlaflied. Entsetzt ging ich mit Maja wieder hinunter und wir verließen das Haus. Sie fragte mich, warum ich so schockiert aussehe, die Frau habe doch nur ihr Baby gewiegt. Offensichtlich hatte Maja nicht dasselbe gesehen wie ich, Maja nahm das verkrüppelte Ding als gesundes Baby wahr, genauso wie die Mutter! Mein Grauen wuchs und ich konnte nur hoffen, dass Maja sich nicht mit dem Pilz angesteckt hatte. Schleunigst fuhren wir zum Hotel zurück und vergaßen dabei leider Freds Uniform einzusammeln.
Stacy wollte während unserer Exkursion das Band von den Star People erneut anhören. Doch die Kassette war gestohlen und das Abspielgerät zerstört worden! Sie holte den Manager, doch als sie in ihr Zimmer zurückkehrte war es verwüsteter als zuvor, außerdem befanden sich nun Einbruchsspuren an der Zimmertür, die vorher nicht dagewesen waren. Sie ließ sich die Aufnahmen der Überwachungskameras zeigen, darauf war zu erkennen, dass niemand vor Stacy in unser Stockwerk gegangen war, zwei Minuten nach ihr aber sehr wohl. Das Bild der Überwachungskamera war nicht optimal, aber er sah aus wie der Fremde von der Polizeiaufnahme! Kurze Zeit später ging der Mann wieder. Stacy war erst viele Minuten später wieder zu sehen, das Video passte so gar nicht zu ihrer Erinnerung, dass sie direkt nach Bemerken des Einbruchs zum Manager gegangen war.
Stacy berichtete uns von diesem verstörenden Vorfall sobald wir zurück waren. Hatte der Fremde ihr befohlen ihr eigenes Zimmer zu verwüsten und es dann zu vergessen? Unsere Zimmer waren jedenfalls komplett unangetastet geblieben. Hatte der Fremde noch mehr getan, hatte er sie über den wahren Grund unserer Anwesenheit ausgefragt? Hatte Stacy weitere Befehle erhalten ohne sich nun daran zu erinnern? War sie zu einem Schläfer Agenten geworden?
Agents (T-Zelle)
-- Ranwyr