Die Bestie I: Guy Fawkes' Erben #2
Planung des finalen Schlags
Nachdem nun auch Sir Dawe einem Brandanschlag zum Opfer gefallen ist, planen wir unsere nächsten Schritte gegen die Anarchisten in…
Nachdem die Geschehnisse in New York rund um das verschwundene Medium Paul LeMond von Vitus Karl Hartmann dokumentiert wurden, findet sich in der folgenden Darstellung von Edward “The Electric Wizard” Watkins die Sichtweise des aufstrebenden Bühnenmagiers wider.
Ein Jahr nach den mysteriösen Vorkommnissen im Tannerhaus (siehe Fall 1: Die Tannerhaus Erscheinung), die mein Weltbild ins Wanken gebracht hatten, begannen die Alpträume. Es musste irgendwann Anfang oder Mitte Juni 1928 losgegangen sein. Ein unbestimmtes Gefühl von etwas Großem und Mächtigem verfolgt zu werden, beherrschte von da an meine nächtlichen Träume. Nie konnte ich den Verfolger klar ausmachen. Aber er war. Da war ich mir sicher. Und er kam näher.
Da konnte es kein Zufall sein, dass mich eine alte Mitstreiterin aus dem Tannerhaus-Fall kontaktierte. Fanny Fowler hatte ein Telegramm von Irene LeMond, der Mutter von Paul LeMond erhalten. Seit geraumer Zeit vermisste Sie Ihren Sohn und bat um Hilfe. Fanny sollte nach Buffalo kommen und die Einzelheiten mit Ihr besprechen. Fanny sollte ruhig Unterstützung mitbringen. So wandte Sie sich natürlich an mich. Auch Vitus Hartmann, der stoische Gerichtsmediziner, war mit von der Partie. Ein weiterer kühler Kopf konnte ja nicht schaden.
Am 30.06. trafen wir drei uns, um unser Vorgehen abzustimmen. Ich muss gestehen, Fanny konnte ich mir immer noch gut als eine weitere Assistentin vorstellen. Meine derzeitige Assistentin Emily Blunt hatte schon mehrfach durchblicken lassen, mit ihrer derzeitigen Stellung unzufrieden zu sein. Aber ich schweife ab.
Wir kamen überein, am nächsten Tag nach Buffalo zu reisen. Uns fiel noch eine Zeitung aus Buffalo in die Hände. Immerhin war die nicht voller Artikel über die aktuellen Bandenkriege in New York (bekannt als die „Manhattan Beer Wars“). Darin war erwähnt, dass Paul LeMond auf dem Weg zu seiner „Freundin“ Cecilia Peters (siehe ebenfalls Fall 1: Die Tannerhaus Erscheinung) verschwunden sei. Arme Fanny. Ich wusste ja, wir sehr sie von Paul angetan war. Wie sehr musste es dann schmerzen, dass sich Paul mit dieser eher vulgären Cecilia einließ. Aber ich schweife schon wieder ab. Der Bericht ließ darauf schließen, dass die Polizei vor Ort nicht wirklich intensiv ermittelte. Außerdem stellten wir fest, dass ein jeder von uns seit kurzer Zeit ebenfalls an furchtbaren Alpträumen litt. War das wirklich ein Zufall?
Am Morgen des 01.07. fuhren wir also mit dem Zug nach Buffalo. Das Heim Irene LeMonds war schnell gefunden. Irene, die wir damals nur kurz, dafür umso fürsorglicher erleben durften, wirkte überraschend gefasst. Zügig hatten wir einige bemerkenswerte Einzelheiten aus Pauls Leben, die uns bisher verborgen geblieben waren, in Erfahrung gebracht.
In jungen Jahren litt Paul an Alpträumen. Das konnte kein Zufall mehr sein!!! Pauls Lebensphase voller Alpträume endete in einer Phase der Amnesie. Danach traf er einen „langen, dunklen Typ“ namens Mr. Rodgers. Mit ihm unternahm Paul wohl lange Reisen. Die Ziele waren Irene nicht bekannt. Mit Mitte 20 erlitt Paul erneut eine Phase der Amnesie. Nach deren Überwindung zeigte sich Pauls Gabe der Beschwörung zum ersten Mal. Irene war der Überzeugung, Cecilia und Herb Whitefield steckten wegen einer auf Paul abgeschlossenen Lebensversicherung irgendwie hinter dem Verschwinden Pauls. Mehr als nebulöse Verdächtigungen konnte Sie aber nicht vorbringen.
Schließlich übergab Sie uns noch den Schlüssel zu Pauls Apartment in New York, nannte uns die Adresse zu Herb Whitefields Agentur in New York und übergab uns ein persönliches Tagebuch von Paul aus seiner Jugend. In der Tat beschreibt er dort seine Alpträume recht genau. Im Mittelpunkt steht eine fremdartige Stadt in exotischer Umgebung. Auch er machte die Bekanntschaft mit irgendetwas Fremdartigem.
Das war doch ein sehr erfolgreicher Ermittlungsbeginn!
Insoweit gut vorbereitet machten wir uns auf den Rückweg nach New York, um sofort Pauls Apartment in den Hamilton Heights, einen Teil Manhattans, in Augenschein zu nehmen. Die Wohnung scheint bereits oberflächlich durchsucht worden zu sein. Es gibt also noch andere Personen, die an Paul oder Pauls Verschwinden interessiert scheinen. Unseren geschulten Ermittleraugen entging aber auch nichts. Auf einem Schreibblock im Wohnzimmer fanden wir einen Brief an seine Mutter. Dort schilderte Paul, dass auch bei ihm wieder die Alpträume eingesetzt hatten. Alles wird langsam klarer und verdichtet sich!
Nunmehr war das weitere Vorgehen nicht ganz klar. Vitus wollte Herb Whitefield erst am nächsten Morgen besuchen, wenn dieser im Büro anzutreffen ist. Er bevorzugte es, durch seine Kontakte bei der Polizei Informationen zu sammeln. Über Herb Whitefield fand er nichts heraus. Dafür wurde offensichtlich der Bandenkrieg härter geführt. Ein gewisser Franky Yale war ein großer Name in der Blackhead Gang. Gerüchten zufolge war er mit Al Capone aneinander geraten.
Fanny und Ich nutzten hingegen die Zeit für einen Ausflug zu Herbs Agentur im Broadway Viertel im 7. Stock im Union Square. Wozu warten, wenn die Spuren noch köcheln? Echte Ermittler nutzen ihre Chancen sofort! Wozu lästig fragen, wenn man auch auf anderem ... aber das führt zu weit. Die Tür zum Büro war schnell geöffnet. Das Büro war nur klein, enthielt 2 Schreibtische, 1 Hängeregistratur sowie Sitzmöbel. Die Hängeregistratur ließ sich zwar auch einfach öffnen, aber wie sollte man sich in diesem Chaos schon zurecht finden?!? Wie konnte Herb nur so Geschäfte abwickeln?
Wir fanden einen weiteren Schlüssel zu Pauls Wohnung, eine Visitenkarte für einen gewissen Clearance Rodgers samt Adresse und einen Brief. Aus dem Brief geht hervor, dass Herb Whitefield wohl für eine „Dienstleistung“ einem B.W. noch Geld schuldete. Die Aussprache und Übergabe des Geldes sollte am Abend des 29.06. in einem Lagerhaus erfolgen. Verdammt! Da sind wir auf jeden Fall zu spät!
Wir trafen uns gemeinsam in Vitus Wohnung, um nunmehr das weitere Handeln zu besprechen. Endlich erkannten auch Fanny und Vitus, dass Eile geboten war. Noch in dieser Nacht fuhren wir zu der Adresse, die auf der Visitenkarte vermerkt war.
In dem Wohnkomplex war des nächtens nur wenig los. Im 2. Stock vor der Tür bereiteten wir uns vor. Fanny klopfte an und hörte Geräusche. Auf ihre Ansprache hin gab es keine Reaktion. Wir sahen aber ein fahles Licht unter der Tür. Wir warteten ab, bis das Licht verschwunden war und ich öffnete dann die Tür. Irgendwie mussten die Dinge ja voran gehen!!!
Das Licht funktionierte. Wir fanden die Wohnung verlassen vor. Zwei Schlafstätten ließen auf zwei Bewohner schließen. Paul und Mr. Rodgers? Wer wusste das schon. Das ehemalige Schlafzimmer war zu der einen Hälfte leer, die andere Hälfte war eingenommen von einem Schreibtisch, einem Bücherregal und einem Metallkästchen. Das Fenster war offen, was auf eine Flucht des oder der Einwohner schließen ließ. Weiterhin fanden wir ein aufgeschlagenes, in Metall gebundenes Buck von ca. 50 x 35 cm. Dem ersten Anschein nach ist das Buch angefüllt mit sehr merkwürdigen Zeichen.
Das Metallkästchen war schnell geöffnet. Es enthielt ein Notizbuch, ein paar lose Seiten und 2 Gegenstände aus Bronze, wovon einer einen großen roten Stein enthielt. Beide waren Teil einer größeren Apparatur? Wer wusste das schon ... Geheimnisse über Geheimisse!!! Die losen Seiten schienen Übersetzungsversuche des metallenen Buches zu sein.
Plötzlich rochen wir Rauch. Vor der Eingangstür sahen wir Flammen. Da hatte doch jemand Feuer gelegt! Wir flüchteten durchs offene Fenster über die Feuertreppe nach unten. Wir versuchten im allgemeinen Getümmel unerkannt zu entkommen. Aber jemand hatte aufgepasst. Zu spät bemerkte ich den großen Mann, der mir in die Seite stach. Vor Schmerz ging ich zu Boden. Eine bisher unbekannte Frau nahm die bronzenen Gegenstände, die ich trug an, an sich und flüchtete schnellen Schrittes. Ich wurde von Vitus versorgt (der sich, wie ich später erfuhr, auch um andere Verletzte selbstlos sorgte. Er ist halt einer von den RICHTIG Guten). Ich bekam von den Geschehnissen dann nicht viel mit. In Vitus Wohnung versorgte er meine Wunden fachmännisch.
Nun war endlich Zeit, etwas zu schlafen. Am nächsten Morgen (es war nunmehr der 02.07.) ging es mir dank Vitus Behandlung schon viel besser. Ich machte mich auf, um nunmehr Whitefields Büro aufzusuchen. Das schien meinem angegriffenen Gesundheitszustand eine angemessen ungefährliche Beschäftigung zu sein. Fanny und Vitus begannen die gefundenen Beweise zu sichten.
Ich traf aber nicht Mr. Whitefield an, sondern nur seine Mitarbeiterin, die reizende Mrs. Wayler. Sie berichtet von 2 Schuldeneintreibern, die jüngst dagewesen seien. Weiterhin sei ein Mr. Rodgers gestern hier gewesen und hätte seine Visitenkarte dagelassen. Mrs. Wayler machte sich große Sorgen und bat mich, Mr. Whitefield in seiner privaten Wohnung aufzusuchen.
Zurück in Vitus Wohnung machten wir uns sofort auf zur Wohnung von Herb Whitefield. Die Eile war berechtigt, wie sich zeigte. Die Wohnungstür stand offen, die Wohnung lag in Trümmern vor uns. Herb Whitefield lag nahezu bewusstlos und total zusammengeschlagen auf dem Boden und murmelte nur noch etwas wie „Bugsy“ vor sich hin. Während Vitus die Polizei und einen Krankenwagen rief und sich um Herb kümmerte fanden wir anderen auf dem Schreibtisch Rechnungen von einem privaten Sanatorium „Woods Estate“ in New York. Anscheinend ist dort ein Patient namens Pauli Mondi untergebracht. Der Namensähnlichkeit zu Paul LeMond kann kein Zufall sein!!! In einem Terminplaner fanden wir weiterhin die Adresse von Cecilia Peters. Sie wohnte in einem Apartment im Broadway. Ich berichtete Mrs. Wayler von Herb Whitefield und erfuhr, dass Lebensversicherungen auf Künstler zugunsten des Agenten normal zu sein schienen.
Am 02.07. machten wir uns auf zu Cecilias Wohnung. Wie Fanny wohl reagieren würde?
Cecilia schien es gut zu gehen, wirkte aber sehr überdreht. Ihr berufliches Engagement entpuppte sich als Nachtclubsängerin bei einem Unterweltboss. Was für ein Abstieg!!! Und sie schien es nicht einmal zu merken. Sie erzählte uns eher uninteressante Dinge über die Bandenkriege, schien aber über Pauls Verschwinden ernsthaft besorgt. Auch Cecilia hatte seit jüngster Zeit schlechte Träume.
Wieder ein Fehlschlag, aber Fanny schien sich mit Cecilia gut zu verstehen. Begreife einer die Frauen!!!
Am 03.07. endlich konnten wir uns den Beweisen widmen. Bei dem Tagebuch handelte es sich um Aufzeichnungen Mr. Rodgers aus den Jahren 1925 und später. Er beschreibt darin die Rückkehr von einer Reise aus dem vorderen Orient. Außerdem wurde er von „P“ getrennt (Paul?!?!). Er reiste nach New Orleans. Dort bekam er irgendwelche Anweisungen. Vielleicht von der Edith Bryant die er dort traf? Hatte sie mir die Gegenstände entwendet? Aus einer geheimen Bibliothek in Shanghai stahl er ein Buch und bekam den Auftrag dieses Buch zu übersetzten. Handelte es sich dabei um das metallgebunden Buch? Schließlich fuhr er mit E. nach New York um bei P. eine Erinnerungsüberprüfung durchzuführen und ggf. zu töten. Das klang alles ganz furchtbar und offenbar schwebte Paul in großer Gefahr.
Dem Tagebuch zufolge handelte es sich bei den Teilen um eine Antenne oder Energielieferant (der rote Stein) eines Gerätes zur Kommunikation über Raum und Zeit. Ich meinte, die Funktionsweise des Geräts zumindest ansatzweise zu verstehen. Bei der Übersetzung handelte es sich um ein Fragment des Pnakotischen Textes. Das Zeitreiseelement wird dargestellt von der Großen Rasse. Es gibt wohl ein Ritual zum Erstellen von Kommunikationslelementen. Alles sehr geheimnisvoll.
Am nächsten Morgen besuchten wir Herb Whitefield im Krankenhaus. Er konnte aber nicht viel sagen, weil er so bandagiert war.
Gegen 11:00 Uhr trafen wir im Sanatorium „Woods Estate“ ein. Der erste Anlauf Einlass zu bekommen endete kläglich. Einlass nur gegen telefonische Terminabsprache, nächster Termin erst in 1 ½ Wochen. 1 ½ Wochen!!! Wo doch die Zeit drängte. Wir mussten aber den Wachwechsel abwarten, um bei den nächsten Wächtern durch eine List Einlass zu bekommen. Fanny konnte ja so charmant sein! Wie konnte Paul ihr nur widerstehen?
Im Sanatorium zögerten wir nicht lange. Schnell hatte wir Pauls Zimmer 212 gefunden. Er lag in einem Bett. Aus einer Apparatur führten drei Schläuche in seinen Kopf. Das war also das Bronzegerät. Es waren noch Mr. Rodgers und die Frau anwesend. Mr. Rodgers zuckte und ich strecke ihn nicht tödlich getroffen zu Boden. Die Frau springt angeschossen aus dem Fenster. Was für ein Satz! Fast schon übermenschlich!
Die Schläuche sind schnell aus Pauls Kopf entfernt. Er konnte uns nur berichten, dass auch bei ihm die Alpträume einsetzten, er entführt wurde und dann hier aufwachte. Die Träume schienen ihm etwas Wichtiges mitzuteilen.
Wieder bei seiner Mutter wollte diese mittels eines Drahttongeräts die Gespräche Pauls aus dem Schlaf aufnehmen und uns zukommen lassen.
Die Frau namens Edith wurde später aufgefunden und war nicht mehr bei klarem Verstand. Obwohl Mr. Rodgers überlebte, konnte auch er nichts mehr mitteilen. Wer sich mit dem Bösen einlässt, muss eben früher oder später den Preis zahlen!
Das war also der Fall 2. Ich bin mir über den Namen noch nicht im Klaren. „Die Träumer“? Oder vielleicht doch „Der Träumer“? Schließlich schienen Pauls Träume ein Schlüsselelement zu sein. Wie das wohl weitergehen mag?
-- Legion69