Die Bestie II: Inselreigen #2
Malta, Januar 1929
- Angus Fergusson
- Despina von Bodenschwing
- Edward Watkins
- Vitus Hartmann
Das
…
Nachdem sich die Gruppe beim letzten Mal knapp in ein abflugbereites Flugzeug retten konnte, begeben sich die Protagonisten auf eine ungewisse Reise und sehen sich prompt einer skurrilen Situation ausgesetzt: Sie müssen eine Rolle spielen, auf die sie nicht vorbereitet sind.
Aufzeichnungen von Vitus Hartmann. Januar 1929.
Nach der Flucht aus Drovosna finden wir uns im Lagerraum eines Flugzeugs wieder, der bis auf eine große Metallkiste leer ist. Die Piloten geben uns wortlos einen Schlüssel durch den Sichtschlitz, der die Kiste öffnet. Wir erhalten keinerlei weitere Informationen zu unserem Flugziel.
Die Kiste beinhaltet elegante Kleidung sowie 10 britische Pässe, die zwar alle wichtigen Stempel und Beglaubigungen enthalten, aber keinerlei persönliche Daten. Wir füllen jeweils einen aus. Ab jetzt wird Despina den Namen Florence Fisher nutzen, während ich mich für Frederick Cook entscheide. Edward verzichtet auf einen Tarnnamen.
Wir legen uns schlafen und erwachen am nächsten Abend. Unser Flugzeug überfliegt gerade eine Insel, die ich als Malta identifiziere. Auf dem Flughafen empfängt uns ein Spalier aus britischen Soldaten. Ein Offizier namens McPhee begrüßt uns. Er glaubt, einen Colonel Dorsett vor sich zu haben, der offenbar eine Spezialtruppe anführt.
Edward gibt sich als Dorsett aus und McPhee erläutert uns „unseren“ Auftrag. Die Briten haben in Malta zunehmend Probleme mit einer separatistischen Gruppe, die Maltas Unabhängigkeit fordert. Diese Gruppierung unter Führung des ehemaligen Schmugglers Joseph Galea verübt Anschläge und verfügt über enorme Geldmittel. Galea gilt als brutal und die Finanzkraft der Separatisten stellt die Briten vor ein Rätsel.
Aufklärer haben in der stillgelegten Werft Saint Paul Yards in Valletta einen Stützpunkt der Separatisten ausgemacht. Wir sollen eine Einheit der Ehrengarde anführen, die Rebellen dort angreifen und wenn nötig ausschalten. Für eine ausführliche Planung oder Erkundung des Geländes ist keine Zeit mehr.
Colonel Dorsett scheint bei den britischen Truppen einen ausgezeichneten Ruf zu haben, McPhee weist mehrfach darauf hin. Gleichzeitig warnt er uns vor General Sir Roderick Arthur Montague, der der Passkontrolle vorsteht. Den Grund dafür erfahren wie nicht. Da wir keine Möglichkeit sehen, uns der Aufgabe zu entziehen, fahren wir im Konvoi zur besagten Werft.
Edward kaschiert unsere mangelnden Militärkenntnisse recht gut und ermuntert die beiden Sergeants Shorley und Richardson, die Planung des Angriffs zu übernehmen. Das Werftgelände ist sehr unübersichtlich, es glimmen zwar immer wieder Zigaretten in der Dunkelheit auf, aber eine Einschätzung der Anzahl der Separatisten ist unmöglich. Wir platzieren je zwei Männer an den drei Seitentoren und begeben uns dann mit dem Rest zum Haupttor. Da niemand sagen kann, wie stark die Separatisten bewaffnet sind und ob sie sich kampflos übergeben, machen wir uns auf das Schlimmste gefasst. Ich habe einen Medizinkoffer dabei und hoffe, nicht selbst auf Menschen schießen zu müssen. Wir teilen uns in zwei Gruppen auf und durchsuchen das Gelände.
Wie befürchtet verläuft die Stürmung nicht gut. Die Malteser ergeben sich trotz ihrer Überraschung nicht, sondern leisten fast alle Widerstand. Bereits die erste Gruppe zückt ihre Gewehre und wird von uns niedergeschossen. Auch von der anderen Seite der Werft ist Kampflärm zu hören.
Nach kurzer Zeit stoßen wir auf drei Verwundete: zwei Briten und ein Malteser. Ich bleibe mit Despinas Chauffeur Laurence zurück, um die Verletzten zu versorgen, der Rest setzt den Kampf fort. Doch als ich gerade dem Maltester bedeute, dass ihm von mir keine Gefahr droht, tötet ihn ein Unbekannter mit einem Kopfschuss. Auf einem Schornstein lauert ein Scharfschütze. Ich bringe mich in Sicherheit und behandele dann die beiden britischen Soldaten. Es scheint mir sehr sonderbar, dass der Scharfschütze seinen eigenen Verbündeten erschossen hat. Hat er mich nur verfehlt oder wollte er verhindern, dass ein Gefangener Geheimnisse der Gruppe verrät?
Der Scharfschütze nimmt dann die Briten unter Feuer und tötet mehrere in kurzer Zeit. Laurence und ich schleichen uns zum Schornstein, um den Schützen zu überwältigen. Während ich auf die Stelle schieße, an der ich ihn vermute, begibt sich Laurence todesmutig in das Gebäude und klettert nach oben. Die Schüsse hören zwar auf, aber Laurence kehrt nicht zurück. Schließlich mache ich mich auf die Suche, kann aber nur noch seine Leiche finden. Der Scharfschütze hat ihn getötet und ist dann geflohen.
Nach einiger Zeit verebben die Schreie und Schüsse schließlich. Die Separatisten wurden ausgeschaltet, aber auch die Briten haben fünf Männer verloren. Ich muss Despina die Botschaft vom Tod Ihres Bediensteten überbringen. Sie bleibt zwar äußerlich beherrscht, wirkt aber den Rest des Tages unkonzentriert und kann nur mithilfe eines Schlafmittels Ruhe finden. Wir stellen uns die Frage, wie wir aus dieser ungünstigen Lage entkommen können. Unsere Identität können wir nun nicht mehr preisgeben, aber eine Flucht scheint auch unmöglich. Also beschließen wir, zunächst weiter mitzuspielen. Edward geht davon aus, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuginge und diese Mission vielleicht doch in Zusammenhang mit unseren bisherigen Ermittlungen stehen könnte.
Auf dem Werftgelände haben wir folgende Hinweise gefunden, zu denen uns die Spezialisten am nächsten Tag bereits einige Informationen geben können:
Als erstes fahren wir morgens mit Sergeant Shorley nach Mesida, um mit der Rechnung des Milchmannes herauszufinden, zu welcher Anschrift der Schlüssel gehört. Wir treffen auf einen Herrn Antonius Gerri, der durch Despinas Überzeugungskunst dazu gebracht werden kann, die Vermieterin des von uns gesuchten Hauses herbeizurufen. Die alte Dame gibt an, sie habe ihr Haus an Patricia Bartwell („eine Frau mit Hosen“) vermietet. Wir haben den Verdacht, dass es sich um Alicia Livingstone handeln könnte, der wir bereits in Ägypten und Boston begegnet sind. Jetzt erscheint uns unsere Anwesenheit auf Malta plötzlich durchaus sinnvoll, da Miss Livingstone eine Schlüsselfigur für die unfassbaren Geschehnisse ist, welche unsere Gruppe und unsere Mitstreiter nun schon lange verfolgen und zu enträtseln hoffen.
Es handelt sich um ein bescheidenes Strandhaus aus weißem Holz mit zwei Stockwerken und einem kleinen Garten. Der Schlüssel aus der Werft passt und Edward öffnet langsam die Tür. Er kann eine Handgranate sichern, die beim unvorsichtigen Öffnen der Tür explodieren sollte. Beim Durchsuchen des leeren Hauses finden wir noch zwei weitere Handgranaten an der Hintertür und an einem Fenster, die Edward beide mitnimmt.
Unten gibt es drei Zimmer, eines ist der Kleidung nach zu urteilen von einer Dame bewohnt (Patricia Bartwell?), ein weiteres, in dem die Luft sehr schlecht ist, gehört einem Dr. Laslow (der Name kommt uns allen bekannt vor). Dort finden wir seinen Pass, eine größere Menge Bargeld sowie biologische und medizinische Standardwerke.
Ein Raum hat als Labor gedient und ist recht professionell ausgestattet (Mikroskope, Kühlschränke, Brenner, Transportbehältnisse, etc.). Herumliegende Schutzkleidung und Petrischalen veranlassen mich zu erhöhter Vorsicht. Hier scheint mit Krankheitserregern oder dergleichen experimentiert worden zu sein. Daher entscheide ich mich gegen eine sofortige nähere Untersuchung, sondern plane die Funde erst später auf dem Stützpunkt zu untersuchen, wo dies gefahrloser möglich ist.
So bleiben uns nun viele Fragen zu klären sowie einige Handlungsoptionen, die allerdings durch den strengen Terminplan der Briten behindert werden könnten. Um 12 Uhr sollen wir uns für eine medizinische Untersuchung im Lazarett einfinden, um 17 Uhr wird zu Ehren von Colonel Dorset ein Polotunier veranstaltet, an dem Edward notgedrungen teilnehmen muss, wenn uns nichts einfällt.
-- Molybdaen