Vor wenigen Wochen konnte ich endlich Music from a Darkened Room (MfaDR) anbringen. Dieses Delta Green Szenario aus der Feder von Dennis Detwiller arbeitet das Thema "Horror-Haus" auf und bringt es auf eine neue Ebene. Vielen Cthulhu-Spieler/innen dürfte vielleicht das Corbitt Haus ein Begriff sein. Klassisch, linear und wenig Spieltiefe, dennoch (oder vielleicht deswegen) ein beliebtes Einstiegszenario. MfaDR ist dagegen deutlich komplexer und hat sowohl mehr Inhalte im Haus, als auch drum herum. Ein bestechendes Design-Element im Szenario ist der Umstand, dass die Beziehungen der SCs involviert werden. Wir haben MfaDR mit FHTAGN-Regeln gespielt, wo das ebenfalls umgesetzt wurde. Das bedeutet, dass im Laufe der Handlung viele Dinge aus dem "Privatleben" der SCs in die Öffentlichkeit der Gruppe gerückt werden. Und wie das bei Delta Green so ist: auf keine angenehme Art und Weise.
Während der ersten der beiden Sitzungen hat die Gruppe keinen Fuß in das Haus gesetzt. Stattdessen wurden alle Spuren außerhalb verfolgt und gesichtet. Wenn man entsprechend Zeit hat, dann kann das auch ganz nett sein, da sich die Spannung dann sehr langsam aufbaut und sich alles irgendwann auf den tatsächlichen ersten Besuch im Haus konzentriert.
Die Effekte im Haus sind sehr gut ausgearbeitet worden, so dass eigentlich kein Auge trocken bleiben dürfte - sprich, irgendwie erwischt es doch jemanden aus der Gruppe, der dann unüberlegte Dinge tut. Sollte das nicht greifen, so lassen sich besagte Bindungen oder aber 1-2 NSC in die Handlung werfen, die den Stresslevel im Haus deutlich erhöhen.
Ob man mit dem von Detwiller vorgesehenen Ende konform geht oder für eine Alternative sorgen möchte (was ich für eine längerfristig angelegte Gruppe empfehlen würde) - das Haus hat es in sich und der Erfolg ist bei weitem nicht gesichert. MfaDR kann übrigens kostenlos heruntergeladen werden, auch wenn es noch die originale Fassung für die alte Regelversion von Delta Green ist. Es gibt mittlerweile auch eine überarbeitete Fassung, die im Band A Night at the Opera (2018) erschienen ist.
Nicht ganz unterschätzen sollte man eine ausgiebige Einarbeitung in das Szenario. Insbesondere die Zeitleiste und die ganzen Vormieter sind recht umfangreich. Wenn man später, gerade bei intensiver Recherchearbeit der SCs, nicht ins Schwimmen kommen möchte, so wird man sich die Zusammenhänge mehrmals durchlesen müssen. Auch die Situation im Haus erfordert etwas Planung und vor allem Buchführung, da das Befinden der SCs maßgeblich für die Reaktion ist. Zudem sollte man sich ebenfalls vorher intensiv mit den Bindungen und Störungen der SCs auseinandergesetzt haben, damit man hier ganz gezielt eingreifen kann.
Ich kann MfaDR uneingeschränkt empfehlen. Eine wirklich gute Interpretation eines Horror-Haus-Szenarios.