Die Bestie II: Inselreigen #2
Malta, Januar 1929
- Angus Fergusson
- Despina von Bodenschwing
- Edward Watkins
- Vitus Hartmann
Im Lager von Professor Galloway versuchen die Charaktere das beste aus ihrer Situation zu machen. Ihrer Ausrüstung beraubt bleibt unklar, wer auf der Seite der Verbündeten steht und wer gemeinsame Sache im Namen der Bestie macht.
Ägypten, Mai 1929
Wir diskutieren, wie wir am besten vorgehen sollen, um Prof. Galloway davon zu überzeugen, dass sein langjähriger Berater El-Katif seine Forschungen sabotiert und uns hat entführen lassen. Schließlich zeigen wir Galloway den Brief des Majors von Lüderitz, in dem dieser El-Katif dazu auffordert, die Ausgrabung des Grabmals um jeden Preis zu verhindern. Wir bitten Galloway, das Zelt von El-Katif zu durchsuchen, da er dort unsere Ausweispapiere versteckt.
Nach schier endloser Diskussion ruft dieser Schmock dann El-Katif hinzu und konfrontiert ihn mit unseren Anschuldigungen. Der selbstsichere Ausdruck auf El-Katifs Gesicht verheißt schon nichts Gutes. Und tatsächlich finden wir in seinem Zelt keine Spur von unseren Dokumenten. Der Schuft hatte ja auch die ganze Nacht Zeit, um sie an einem sicheren Ort zu verstecken!
Nachdem wir es also nicht geschafft haben, El-Katifs Einfluss zu brechen, rede ich mit Engelszungen auf den Professor ein, um ihn wenigstens dazu zu bringen, jetzt an der richtigen Stelle zu graben, die sich ca. 15km nördlich von hier befindet. Dieser Mann ist so schwer von Begriff! Kein Wunder, dass ihn El-Katif fast drei Jahre an der Nase herumführen konnte. Nach einer gefühlten Ewigkeit erklärt er sich schließlich dazu bereit, uns ein paar Männer sowie Ausrüstung zur Verfügung zu stellen, um an der von mir genannten Position Testausgrabungen durchzuführen. Die beiden Studenten Daniels und Mac Farland sollen uns ebenfalls begleiten, worüber Beide nicht unglücklich sind.
Wir verlieren keine Zeit und organisieren unsere Gruppe. Das Halbkettenfahrzeug, das Philip repariert hat, dürfen wir ebenfalls mitnehmen. Derweil machen sich Despina und Angus auf die Suche nach unseren gestohlenen Habseligkeiten. In einer frisch ausgehobenen Kuhle werden sie schließlich fündig, Ausweispapiere, Amulette, alles ist noch da. Erleichtert verstauen wir unseren Besitz. Neben den beiden Studenten unterstützen uns weitere sechs Männer, und so machen wir uns mittags auf zur richtigen Grabposition. An der besagten Stelle angekommen, schlagen wir unser Lager auf und können sogar schon anfangen zu graben.
Da wir fest mit einem Angriff durch El-Katif oder seine Verbündeten rechnen, hält Despina des Nachts Wache, da sie als einzige Schusswaffen bei sich trägt. Sie bemerkt ein Flügelschlagen, welches für einen Vogel zu laut ist, und welches scheinbar einige Zeit über unserem Lager kreist, bevor es wieder in der Dunkelheit verschwindet. Aber davon abgesehen tut sich nichts, daher weckt uns Despina nicht. Somit können wir anderen eine ruhige Nacht verbringen und am nächsten Morgen frisch ausgeruht ans Werk gehen.
Auch am nächsten Tag kommen wir gut voran, besonders das Halbkettenfahrzeug erleichtert uns die Arbeit enorm. Erstaunlicherweise ist es aber ausgerechnet die etwas müde Despina, die den entscheidenden Hinweis findet. Sie spaziert abseits der bereits von uns aufgeteilten Grabungsabschnitte, als sie plötzlich auf eine Unebenheit stößt und uns sofort alarmiert. Es stellt sich heraus, dass sie einen Treppenabsatz gefunden hat. Sofort konzentrieren wir all unsere Anstrengungen auf diesen Punkt und können tatsächlich sehr gut erhaltene Treppenstufen freilegen. Es herrscht kaum noch Zweifel daran, dass wir das Grabmal des Nofru-Ka gefunden haben. Zwei Männer werden damit beauftragt, Prof. Galloway zu benachrichtigen, damit er das Lager verlegt.
Der arme Tropf könnte einem fast leidtun. Während er nach fast drei Jahren vergeblicher Buddelei keinerlei Ergebnisse vorzuweisen hat, brauche ich gerade einmal zwei Tage und einen Bruchteil seiner Männer, um fündig zu werden. Selbstverständlich werde ich dafür sorgen, dass meine Rolle bei dieser Unternehmung in der MU gebührend Beachtung findet.
Wir freuen uns zwar über unseren Erfolg, sind aber nun auch doppelt wachsam. Wenn El-Katif unsere Arbeit stören will, wird er es vermutlich in dieser Nacht versuchen. Diesmal hält Angus Wache, und wie befürchtet nähern sich im Dunkeln bald schwere Flügelschläge.
Angus schlägt sofort Alarm und alle stürzen aus ihren Zelten. Das Wesen ist bereits gelandet und bahnt sich gerade seinen Weg durch ein Lagerzelt. Despina hat natürlich schon ihre Waffe gezückt, auch Mac Farland hält einen Revolver in den Händen. Ich renne zurück ins Zelt, um eine Lampe zu holen, als ich die ersten Schüsse höre -dann einen Schrei von Despina. Hektisch durchsuche ich das Zelt, bevor ich mich entsinne, dass direkt vor dem Eingang eine Lampe hängt. Ich laufe also wieder ins Freie. Despina ist von der Kreatur zu Boden geschleudert worden, Philip zieht sie gerade in den Schatten neben einem Zelt, außer Reichweite des Wesens. Mac Farland schießt wie von Sinnen, scheint aber nicht zu treffen. Ich entzünde die Lampe und werfe sie mit aller Kraft auf das Geschöpf, welches sofort in Flammen aufgeht. Das Monster wendet sich zur Flucht und verschwindet tobend in der Dunkelheit.
Despina ist glücklicherweise nur etwas benommen, aber nicht schwer verletzt. Alle, die den Angriff mitangesehen haben, sind zutiefst erleichtert, dass sie so glimpflich davon gekommen ist. Ich würde das Wesen gerne genauer beschreiben, aber es ging alles so schnell. Größe und Statur stimmten in etwa mit der Kreatur überein, die in der Bibliothek von Celaeno neben dem Schreibtisch hockte, der Hauptmann und den Seinen als Rechercheplatz diente. Es hatte ebenso löchrige, lederne Schwingen, aber einen Kopf wie ein Wurm oder eine Schlange. Bis auf Philip tragen wir alle noch unsere Schutzamulette, vielleicht wirkte deren Zauber auch hier?
Gegen Mittag des dritten Tages trifft Galloway ein. Wir beauftragen ein paar der Männer, Briefe nach Kairo zu bringen. Galloway schreibt der MU, dass er nun endlich einen Erfolg vermelden könne. Ich schreibe selbstverständlich einen eigenen Brief, in dem ich die Dinge korrekt darstelle. Nicht dass Galloway versucht, den Ruhm selbst einzuheimsen. An Vitus schicke ich meine neuen Tagebucheinträge, auch die anderen setzen ihre Freunde in Kenntnis über die Ereignisse. Uns allen schwant, dass das Betreten des Grabmals mit gewissen Gefahren einhergehen könnte. Sollte uns etwas zustoßen, könnten unsere Verbündeten somit unsere Arbeit fortsetzen.
Gegen Abend legen wir dann endlich ein Portal frei, dessen Anblick uns aber sofort beunruhigt. Die Lehmsiegel, welche die Intaktheit des Grabes sichern sollen, sind zerbrochen. Nun sind Grabräuber leider nichts Ungewöhnliches, bereits vor Tausenden von Jahren trieben sie ihr Unwesen und zerstörten viele bedeutende Gräber und Tempel. Wir öffnen das Portal und treten in einen langen, dunklen Korridor.
Fußspuren im Inneren legen die Vermutung nahe, dass der Einbruch nicht bereits vor langer Zeit stattgefunden hat, sondern vermutlich eher im Laufe der letzten hundert Jahre. Sofort fällt uns der Brief des Majors ein, der El-Katif schrieb, dass ihr „Führer“ das Grab bereits vor 30 Jahren aufgesucht habe, allerdings dabei versäumte, bestimmte Schriftrollen zu entfernen.
Überhaupt scheint El-Katif, der den Professor zu unserer Verärgerung auch jetzt noch begleitet, nicht besorgt zu sein. Sein Gesichtsausdruck zeugt von einer grimmigen Entschlossenheit, die uns alle wachsam bleiben lässt.
In der Mitte des Korridors befinden sich an den Seiten zwei ca. 2,5m hohe Nischen, in denen aufrecht Sarkophage stehen. An den Deckelrändern befindet sich eine trockene, dunkelgrüne Substanz, deren Ursprung und Funktion sich uns allerdings nicht erschließen. Am Ende des Korridors befindet sich ein weiteres Portal, auch hier sind die Lehmsiegel zerbrochen. Die Fußspuren führen geradewegs an den Sarkophagen vorbei und auch wieder hinaus. Dennoch haben wir ein ungutes Gefühl, als wir uns dem geschlossenen Portal nähern.
Und natürlich entpuppt sich Prof. Galloway auch noch als Feigling, der mir die „Ehre“ überlässt, das Portal zu öffnen. Nun, Prof. Greenwood ist sicherlich kein Feigling, und so berühre ich entschlossen den kalten Stein.
Mit einem ohrenbetäubenden Krachen zerbersten die Sarkophagdeckel hinter uns!
In einer riesigen Staubwolke treten zwei Gestalten in den Korridor. Ihre Körper sind die von Menschen, aber sie tragen Krokodilsköpfe. Und sie greifen sofort an!
Philip, Angus und ich stürmen weiter in die Kammer hinein, auch Galloway und die beiden Studenten folgen. Die Krokodilswächter fallen über die panischen Arbeiter her, beißen ihnen regelrecht die Köpfe ab. Despina behält einen kühlen Kopf, schießt mehrmals auf eine der Kreaturen ein und kann sie tatsächlich zu Fall bringen. In dem ganzen Chaos wird auch El-Katif getroffen und sinkt leblos zu Boden. Ich bin mir recht sicher, dass dies kein Missgeschick Despinas war, dafür ist sie eine viel zu gute Schützin. Und ich heiße ihre Entschlossenheit gut, wer weiß, was El-Katif sonst noch getan hätte, um uns vom Grabmal fernzuhalten.
Despina zieht sich nun auch zurück in die Grabkammer, während wir anderen versuchen, die Türen zu schließen. Der Krokodilswächter aber ist stärker als wir alle, Stück für Stück schiebt er sich weiter in den Raum hinein, wir müssen zurückweichen. Angus entgeht den zuschnappenden Zähnen um Haaresbreite, ich werfe mit einem Kanopenkrug, Philip attackiert die Bestie mit bloßen Fäusten, wird gepackt und sinkt in den Klauen des Wächters ohnmächtig zusammen. Doch das verschafft Despina die nötige Zeit, um ihre Waffe nachzuladen. Sie feuert das gesamte Magazin auf das Wesen ab, das schließlich zu Boden geht.
Mac Farland untersucht den schwer verletzten Philip und kann teilweise Entwarnung geben, zumindest schwebt Philip nicht in Lebensgefahr. Und stur wie er ist, weigert sich Philip natürlich auch, aus der Kammer getragen zu werden, schließlich will er dabei sein, wenn wir sie untersuchen.
In der Mitte der Kammer steht der steinerne Sarkophag von Nofru-Ka. Um seine Ruhestätte herum stapeln sich Grabbeigaben, wie sie eines Hohepriesters seines Standes würdig sind. Spätestens jetzt wird klar, dass dieses Grab niemals von ordinären Dieben heimgesucht worden ist, da sämtliche Wertgegenstände unangetastet sind.
Lediglich ein Kanopenkrug fehlt. Neben dem einen, den ich dem Wächter an den Kopf geworfen habe, finden sich nur noch zwei weitere. Leider ist es nach all der Zeit nicht möglich zu ermitteln, welcher fehlt: Lunge, Magen, Darm oder Leber. An den Kanopen selbst findet sich auch kein Hinweis zur entsprechenden Schutzgottheit. Die Frage ist nun, ob ein Kanopenkrug vor 30 Jahren von den Verbündeten El-Katifs entwendet wurde oder ob es vielleicht nie einen vierten Krug gegeben hat. In beiden Fällen fragen wir uns aber nach dem Grund.
Ein weiteres Verbrechen gibt uns Rätsel auf. Neben dem Sarkophag liegt ein Toter, seine Kleidung weist auf einen Ägypter hin. Die Leiche ist durch die trockene Luft hier unten teilweise mumifiziert, sein Hinterkopf weist eine große Schusswunde auf. Bis auf ein paar Münzen trägt der Tote nichts bei sich. Vermutlich handelt es sich um einen der Begleiter des „Führers“, der vor 30 Jahren die Grabkammer aufsuchte. Aber weshalb wurde er erschossen?
Ich nutze einen unbeobachteten Augenblick, um mich einem Pergament zuzuwenden, welches auf einer Truhe liegt. Dies muss die Schriftrolle sein, welche auf keinen Fall in unsere Hände fallen darf, wie von Lüderitz El-Katif eingeschärft hat. Ich stecke sie natürlich sofort ein, denn dies hier ist nicht für Galloways Augen bestimmt. Sie enthält genaue Anweisungen für ein Ritual, mit welchem man Wesen von den Sternen vertreiben kann. Es scheint sich um einen noch mächtigeren Zauber zu handeln als bei dem zur Vertreibung der Bestie. Aber um ganz sicher zu gehen, werde ich beide studieren und vergleichen. Soviel kann ich aber schon sagen: Um das Ritual erfolgreich durchzuführen, werden möglichst viele Teilnehmer benötigt und eine äußerst sorgfältige Vorbereitung. Wir nehmen uns vor, all unsere Verbündeten in dieser Sache zu unterrichten. 12 Leute sollten hoffentlich ausreichen.
Die Grabkammer Nofru-Kas war wie erhofft übersäht mit Hieroglyphen, die allerdings im Großen und Ganzen unsere bereits gesammelten Informationen bestätigten.
Nach der gründlichen Untersuchung du Auswertung des Funde bleibt trotz des großen Erfolges ein schaler Beigeschmack. Wie und wo sollen wir nun weiter machen?
El-Katif kann uns keine Informationen zu seinen Verbündeten mehr geben. Der Major von Lüderitz dürfte bereits gewarnt sein und sich aus dem Staub gemacht haben. Edward Chandler könnte weiterhelfen, welche Rolle spielt er nun? In dem Brief ist auch von Lang Fu die Rede, er muss also ebenfalls noch leben. Der Baron Hauptmann ist vielleicht wieder in seine Burg zurückgekehrt? Wo ist Alicia Livingstone?
-- Molybdaen