Inmitten uralter Bäume #1

Die Ermittlungen rund um die verschwundenen Dokumente über die Hexenprozesse aus Arkham gehen in die zweite Runde. Die folgenden Aufzeichnungen stammen von Martha Greenwood, Professorin für Archäologie an der MU.
Von Herrn Wick hatten wir bei Leiter einen Brief gefunden, in dem er sich bereit erklärte, sein Angebot noch einmal zu erhöhen. Uns interessiert natürlich, um was es sich da handelt.
Wick ist ungefähr in meinem Alter, er wirkt sehr krank, seine Haut ist gelblich und er hustet ununterbrochen. Wir können nur hoffen, dass wir uns nicht mit einer Grippe oder dergleichen angesteckt haben. Aber sein Laden ist geräumig und seine Geschäfte scheinen gut zu laufen.
Henry lenkt Wick ab und erkundigt sich nach einem alten Buch über Rechtswesen. Rose schafft es, einen Blick auf Wicks Warenbuch zu erhaschen und stellt fest, dass seine Buchführung geradezu verdächtig korrekt ist. Es findet sich kein Hinweis auf Geschäfte mit Leiter. Wick sagt uns, er sei noch immer am Kauf der mit Leiter besprochenen Waren interessiert und würde auch uns einen guten Preis dafür bieten. Das ist natürlich völlig ausgeschlossen, wenn diese Sache vorüber ist, werde ich die Polizei darüber informieren, dass sie den feinen Herr mal unter die Lupe nehmen soll! Universitätseigentum zu verkaufen, wo kommen wir denn da hin?
Nach dem Besuch bei Mr. Wick beschließen wir, zu Hibb’s Roadhouse zu fahren, von dem wir eine Streichholzschachtel gefunden hatten. Wir vermuten hier eine lokale illegale Spielhalle. Uns fällt dort sofort auf, dass das Gebäude von außen sehr viel größer erscheint als das eigentliche Lokal an Platz einnimmt. Eine junge und etwas einfältige Dame bietet uns Kaffee und Kuchen an.
Ich nehme sofort die Türen zum hinteren Bereich in Augenschein und entdecke eine Sichtklappe in einer großen schwarzen Tür. Im Lokal kommt es plötzlich zu einem kurzen Aufruhr, die Bedienung kreischt und ich vernehme ein deutliches „PLATSCH!“. In dem Moment stürzt aus dem Hinterzimmer ein grobschlächtiger Kerl, und ich kann einen kurzen Blick auf den Raum hinter ihm erhaschen. Wie vermutet ertönt von dort laute neumodische Musik, es scheint geraucht und getrunken zu werden. Als ich meinen Beobachtungsposten wieder in Richtung Lokal verlasse, sehe ich gerade noch, wie William von dem mutmaßlichen Türsteher am Kragen gepackt und vor die Tür gesetzt wird.
Henry sitzt davon unberührt am Tisch und verspeist seinen Käsekuchen. Erst danach gesellen wir uns alle nach draußen zu William, der sich dort Kuchenreste vom Gesicht wischt. Was mag er wohl der Bedienung gesagt haben?
Ich gehe derweil einmal um das Gebäude herum und entdecke auf der Rückseite eine weitere schwarze Tür mit Guckfenster. Henry und Mitzi, die von uns allen am mondänsten wirken, schaffen es, in den geheimen Amüsierbetrieb hineinzugelangen.
Sie bleiben dort eine Weile und berichten nach ihrer Rückkehr, dass es zwar kein Glücksspiel, aber illegalen Alkoholausschank gäbe, und dass sie Lucy Stone getroffen hätten. Den Namen der jungen Dame hatten wir in Dr. Leiters Unterlagen gefunden. Und wie wir bereits vermutet hatten, verband die beiden eine Affäre, welche Lucy nach eigenem Beteuern aber wohl ernster genommen hatte als der gute Leiter.
Sie weiß bereits von seinem Tod und bittet uns, noch einen letzten Blick auf den Verstorbenen werfen zu dürfen. Mitzi zögert zunächst, verabredet dann aber mit Lucy, sich am folgenden Tag mit ihr vor der Universität zu treffen und sich für sie einzusetzen. Henry und Mitzi berichten auch, dass sie Lucy nach den verschwundenen Dokumenten gefragt hätten, und dass diese sehr aufmerksam geworden sei, als sie von deren hohem Wert erfuhr. Weiß Lucy etwas über den Verbleib oder hat sie sie am Ende selbst an sich genommen?
Sie erzählt auch, dass Leiter Fälschungen verkauft habe, will damit aber nie etwas zu tun gehabt haben. Wie bereits vermutet hatte Leiter von einem Ausflug nach Atlantic City hohe Spielschulden und lebte deshalb in Angst.
Nach unserem Ausflug zum Roadhouse begeben William, Henry und ich uns abends nochmal zu Leiters Büro in der Hoffnung, dort jemanden auf frischer Tat ertappen zu können. Aber statt Eindringlingen aus Fleisch und Blut begegnen uns nur seltsame und okkult anmutende Erscheinungen. Ein flackerndes Licht an der Hintertür verflüchtigt sich ganz plötzlich, als wir ums Haus gehen. Ich öffne die Tür und schalte das Licht an, woraufhin es einen Schlag tut und in der gesamten Straße der Strom ausfällt. Henry und ich haben das sichere Gefühl, jemand stünde direkt hinter uns, aber wir können niemanden sehen.
William hat die kluge Idee, alle Türen im Haus mit kleinen Wachssiegeln zu markieren, so dass wir genau sehen können, ob jemand ins Haus eindringt und auch, welchen Weg er nimmt.
Als wir wieder auf die Straße treten, sehen wir noch einen Sportwagen, der mit durchdrehenden Reifen wegfährt. Diese Sache wird immer undurchsichtiger.
Am nächsten Morgen schaue ich auf dem Weg zur Universität nochmal beim Haus vorbei. Zwar sind die Wachssiegel nicht aufgebrochen, aber das Fenster steht einen Spalt offen. Es bleibt keine Zeit, dem auf den Grund zu gehen und ich erzähle den anderen nur kurz davon.
Dann suchen wir Dr. Wheatcroft auf, der sichtlich mitgenommen aussieht. Ich bin etwas erstaunt, hatte er doch bisher einen ruhigen und sehr abgeklärten Eindruck gemacht. Wenn ein so routinierter Kollege wie Wheatcroft Nerven zeigt, will das schon was heißen.
Entgegen meiner Befürchtung lässt er sich schnell überzeugen, den Leichnam noch einmal hervorzuholen. Wie es scheint, will er diese Sache nur noch abschließen. Mitzi und Henry gehen derweil nach draußen, um Lucy abzuholen. Wir anderen helfen Wheatcroft beim Vorbereiten des Leichnams. Zu unserer Überraschung kehren Henry und Mitzi aber nicht nur mit Lucy, sondern auch mit zwei zwielichtig aussehenden Herren zurück, die selbst durch den Anblick des schrecklich zugerichteten Toten nicht aus der Ruhe zu bringen sind. Der Jüngere geht zielstrebig auf die Bahre zu, während wir alle zurücktreten, zieht einen Zeitungsartikel aus seinem Mantel und vergleicht das Bild mit dem Toten.
In diesem Moment bewegt sich plötzlich der Arm der Leiche, zuckt nach oben und packt den völlig konsternierten Mann! Wir hören das widerwärtige Geräusch brechender Knochen, als der Leichnam dem jungen Mann mit einer einzigen, ruckhaften Bewegung den Arm zerschmettert!
Es bricht Panik aus, alle schreien und blicken auf das bizarre Bild. Henry versucht geistesgegenwärtig, den anderen Mann in Richtung Bahre zu drängen. Ein Schuss löst sich, er trifft den gepackten Mann, der daraufhin zusammensackt. Alles rennt und schreit durcheinander, der zweite Ganove schießt auf das Ungeheuer, auch Mitzi zückt eine Waffe, ein paar Kugeln treffen ihr Ziel, Williams will das Monster mit brennendem Alkohol übergießen und fängt dabei selbst Feuer, Rose will ihm zu Hilfe eilen und stürzt. Ich werfe verzweifelt mit allem Greifbaren nach dem Leichnam, der sich mittlerweile aufgerichtet hat. Er packt den zweiten Ganoven, der von Henry mit stählernem Griff festgehalten wird, und tötet ihn! Aber auch der Wiedergänger ist mittlerweile angeschlagen und mir gelingt ein Kopftreffer mit einem der improvisierten Wurfgeschosse. Das Wesen sackt zu Boden und rührt sich nicht mehr.
Henry stürzt sich wie von Sinnen auf Wheatcroft und will wissen, was hier passiert sei und was Wheatcroft über die Sache wisse. Der ist vor Angst erstarrt und bringt nur hervor, dass er seltsame Erscheinungen gehabt habe, seitdem die Leiche in seiner Fakultät läge. Vermutlich sagt er die Wahrheit. Wheatcroft will den Tod der beiden Männer geheimhalten und sie zusammen mit Leiters Leiche einäschern. Wir stimmen ihm widerstrebend zu, denn niemand würde uns glauben, was wirklich geschehen ist. Vermutlich würden wir uns alle im Arkham Sanatorium wiederfinden.
Nach diesem schrecklichen Erlebnis wollen wir umso mehr herausfinden, was sich hinter allem verbirgt, und setzen unsere Ermittlungen fort. Da wir den Namen C. Hunter in Leiters Unterlagen gefunden hatten, machen wir uns auf die Suche nach ihm. Hunter war von Leiter ins Sanatorium gebracht worden, den Grund dafür kennen wir noch nicht. Aber wir vermuten, dass Hunter für Leiter die Fälschungen anfertigte.
Am Empfang erfahren wir von der Krankenschwester Miss Best, dass Hunter tatsächlich von Leiter in die Anstalt gebracht worden ist, und dass Leiter sich darum kümmern wollte, dass die Angehörigen informiert würden. Das ist aber bis heute nicht geschehen. Hunter sei in sehr schlechtem Zustand und stelle eine Gefahr für sich und andere dar. Sie gestattet uns, ihm einen kurzen Besuch abzustatten.
Von dem Pfleger, der uns zu Hunters Zimmer führt, erfahren wir, dass Hunter sich selbst die Sehnen durchgekaut hat. Was muss ein Mensch durchgemacht haben, um zu so etwas fähig zu sein?
In der Tat macht Hunter einen zerstörten Eindruck, er trägt zu seinem Schutz eine Zwangsjacke und seine Zelle ist mit Gummi gepolstert. Er wiegt sich die ganze Zeit hin und her und murmelt zusammenhangslose Sätze. Hunter scheint unter starkem Verfolgungswahn zu leidern. Da fällt mir ein möglicher Auslöser für seinen Irrsinn ein: Er sollte vermutlich die Hexendokumente fälschen und ist darüber wahnsinnig geworden!
Als Hunter das Wort „Dokumente“ hört, ändert sich sein Verhalten. Brabbelte er zuvor noch laut und fahrig vor sich hin, wird er jetzt ganz ruhig und sagt leise, aber mit fester Stimme: „Holen sie mich hier raus.“ Darauf versteift er sich dann auch, er würde uns helfen, wenn wir ihn aus dem Sanatorium bringen würden. Zwar wisse er nicht, wo die Dokumente jetzt seien, aber er könne uns anderweitig helfen.
Henry überlegt kurz und kommt zu dem Schluss, dass es aus rechtlicher Sicht vermutlich durchaus möglich wäre, Hunter auf freien Fuß zu setzen, da die Einlieferung durch Leiter alles andere als formal korrekt gewesen sei. Aber wir sind uns einig, dass Hunter hier im Moment besser aufgehoben ist und verzichten zunächst auf seine Hilfe. Hunter verfällt wieder in Wahnsinn und murmelt etwas von Ratten und Würmern in den Wänden.
Nach einem kurzen Besuch bei Dekan Fallon, der uns zusagt, alle Informationen über den ehemaligen Studenten Cecil Hunter zusammentragen zu lassen, machen wir uns auf den Weg zu Dozent Roach.
Nach dem Tod Leiters war Roach mit der Inventur der von Leiter bearbeiteten Papiere beauftragt worden und hatte festgestellt, dass viele Unterlagen verschwunden waren.
Harland Roach hat in Kollegenkreisen den Ruf eines ewigen Querulanten, was seiner Karriere bereits das ein oder andere Mal im Wege gestanden zu haben scheint.
Über Leiter vermag Roach nichts Gutes zu sagen. Nach einigem Nachhaken kristallisiert sich heraus, dass er indirekt Dekan Fallon für das Verschwinden der Dokumente verantwortlich macht, da er den nicht hinreichend qualifizierten Leiter mit der Untersuchung beauftragt hatte. Roach mokiert sich über Leiters Arbeitsweise und die Eigenart, Arbeitsmaterial nach Hause mitgenommen zu haben. Er und Fallon hatten nach Leiters Tod das Apartment durchsucht.
Prinzipiell muss ich dem Kollegen zustimmen, Leiters Arbeitsmethodik war in der Tat alles andere als wissenschaftlich genau. Da wir aber mittlerweile wissen, dass er seine Arbeit an der Universität durch kriminelle Aktivitäten zur persönlichen Bereicherung ausnutzte, erscheint die Frage nach seiner schlampigen Arbeitsweise beinahe nebensächlich.
Zu guter Letzt bleibt noch der Geschichtsstudent Flinders, der sich Leiters Arbeitsgruppe gerne angeschlossen hätte, von diesem aber abgewiesen worden war. Wir suchen sein Wohnheim auf und schicken William, um ihn zu befragen.
Wir anderen warten unten, aber als die beiden aus dem Wohnhaus kommen, nimmt Rose in einigem Abstand die Verfolgung auf.
William berichtet nach seinem Gespräch mit Flinders, dass dieser zurzeit seine Abschlussarbeit über Hexenprozesse schreibt und deshalb gerne bei Leiter mitgemacht hätte. Flinders scheint ein etwas undurchsichtiger Mann zu sein, um es vorsichtig auszudrücken. Er bezichtigt allen Ernstes Leiters Assistentin Miss Court, eine Hexe zu sein, was mich völlig sprachlos macht. Entweder der junge Mann hat einen gehörigen Haschmich oder er hat sich mit unserem William einen Scherz erlaubt. Die dritte Möglichkeit wäre, dass er tatsächlich mehr weiß und selbst auf irgendeine Weise in die sonderbaren Vorkommnisse verwickelt ist. Sollte das der Fall sein, befürchte ich, der gute William könnte Flinders etwas zuviel über uns verraten haben. Auf jeden Fall weiß Flinders jetzt, wer alles mit der Untersuchung beauftragt ist. Wir sollten wachsam sein!
Flinders sollten wir auf jeden Fall im Auge behalten, es kann nicht schaden.
Lucy ist nach den schrecklichen Vorgängen in der medizinischen Fakultät geflohen. Wir sollten sie nochmals aufsuchen und herausfinden, ob sie doch etwas über den Verbleib der Dokumente weiß. Der Anblick des wandelnden Untoten, der einst ihr Geliebter war, sollte sie vom Ernst der Lage überzeugt haben.
Auch Miss Court könnten wir noch einmal näher untersuchen. Ich glaube zwar nicht, dass sie eine Hexe ist, wie Flinders das unterstellt, aber sie hat mit Leiter eng zusammen gearbeitet und vielleicht weiß sie mehr über seine Fälscheraktivitäten.
Cecil Hunters Wohnung wäre auch noch interessant, hier finden sich vielleicht weitere Informationen zu Kontaktpersonen und Hinweise zu Hunters Arbeitsweise. Fallon hatten wir gebeten, alles über Hunters Universitätslaufbahn zusammenzutragen, da sollten wir vorher nachfragen. Falls alle Stricke reißen sollten, wäre auch über die Befreiung von Hunter nachzudenken. Er hat uns ja gesagt, er habe Informationen für uns, die er aber nur teilen würde, wenn wir ihn aus dem Sanatorium brächten. Zu diesem Mittel würden wir aber wohl nur sehr ungern greifen.
-- Molybdaen