Zwischenszenen
Heather beschloss sowohl den Ghost Mountain als auch die Star People weiter zu recherchieren. Dies ging zu Lasten ihrer besten Freundin, diese fühlte sich vernachlässigt und wies Heather eindringlich darauf hin, dass diese sich doch nicht so viel mit völlig abstrusen Theorien beschäftigen sollte. Maja studierte ebenfalls das Unnatürliche. Dies äußerte sich in einigen öffentlichen Publikationen und Diskussionen. Die freundliche Rivalität mit einer Kollegin wandelte sich dadurch langsam in reine Rivalität, die andere Professorin äußerte sich leicht pikiert darüber, welch zweifelhafte Quellen Maja heranzuziehen bereit war. Ich erhielt einige ungehaltene Anrufe meines Onkels, er warf mir unterschwellig vor, dass meine Fassade einer anständigen Existenz bröckelte. Dafür konnte ich meine Nachbarin Jenny versöhnen, ich lud sie zu einigen Dates ein, stets drauf bedacht Haus und Garten penibel gepflegt und konform zu den Regeln der Nachbarschaft hergerichtet zu haben. Dies zeigte Wirkung und meine Beziehung zu Jenny war so gut wie noch nie.
After Action Report
Der neue Auftrag: Es verstrich eine ganze Menge Zeit bevor wir die überraschend unsubtile Aufforderung erhielten, uns unverzüglich auf der Marine Corps Base Yuma in New Mexico einzufinden. Einen hastig gebuchten Flug später befanden wir uns in einem Raum mit unser Handlerin Jill, sowie einem namenlosen aber hochdekoriertem älterem Mann in Navy Uniform. Der Navy Offizier meldete sich während des ganzen Briefings nicht zu Wort, dafür begann Jill die Besprechung mit einer kleinen Personaländerung. Wir sollten wieder getarnt als FBI Agenten aktiv werden, diesmal aber mit unserer Tarnidentität. Tracy war leider verhindert und würde unter Umständen später zum Team stoßen. Dafür wurde uns Agent Tillman zugeteilt, ein akkurat gekleideter Mann mittleren alters, manche würden den Stil auch penibel nennen.
Wir sollten einen vermeintlichen Ritualmord untersuchen, die ganze Familie Abril war vor zwei Tagen ermordet worden (am 04.06, heute ist der 06.06.). Der Tatort war von der Teppich Reinigungsfirma Depcor entdeckt worden, die Reinigungskräfte betraten das Haus durch die offene Vordertür und scheuchten dabei einige Kojoten auf, die das Haus verließen. Im Inneren fanden sie die ermordete Familie und ein allgemeines Blutbad. Im Einzelnen handelte es sich bei den Opfern um Daniel und Sandra Abril, ein Ehepaar, ihre 17 jährige Tochter Cierra Abril, deren Verlobten Private Homer Ryan (21), ihr gemeinsames Kind, die 5 Monate alte Beth Ryan, sowie Sandras Mutter Grace Wright (66).
Jill merkte an, dass die Familie zu diesem Zeitpunkt noch nicht lange tot gewesen sei. Jede Person wies mehr als 60 Messerstiche auf. Außerdem waren Symbole in die Leichen geritzt worden, Lippen, Ohren und Augenlider hatte man entfernt. Die Bisswunden an den Leichen stammten vermutlich von den Kojoten. Genaueres stünde im Polizeibericht sowie in den Untersuchungs-unterlagen des Coroners. Jill setzte das Briefing mit einem Sattelitenbild des Grundstücks fort, es lag in einem Neubaugebiet am Rande der Stadt, direkt neben der Wüste. Die anderen Häuser waren alle noch im Bau, dementsprechend gab es auch keine Nachbarn als Zeugen. Sheriff Lian Wilmot sowie Coroner Albert P. Norris waren wir schon als FBI Agenten angekündigt worden.
Insgesamt erhielten wir den Auftrag die Lage zu sondieren und eine eventuell vorhandene Gefahr zu neutralisieren. Zu guter Letzt händigte uns Jill noch Ausrüstung aus: Ein einzelnes obligatorisches Burner Phone, sowie für jeden von uns einen FBI Ausweis, eine Dienstwaffe und 3 Magazine mit Munition. Den Abschluss machte der Schlüssel für einen Ford Van mit getönten Scheiben.
Wir machten uns unverzüglich auf den Weg zum Sheriff, dort wurden wir von Deputy Julia Reardon in das Büro von Sheriff Wilmot gebracht. Dieser begrüßte uns in „seiner“ Stadt, erwies sich ansonsten aber als kooperativ. Er bestätigte, was wir schon wussten und ergänzte, dass man im Haus man mit Blut „Home, Dagon, Home“ und „Yhanthlei sea to the sea“ geschrieben hatte. Von eventuellen Kulten oder Problemen mit dem Grundstück wisse er nichts. Er erklärte uns, dass wir das Haus durch die offene Hintertür für eigene Untersuchungen betreten könnten, und dass ab und an einer seiner Leute dort patrouillieren würde.
Als nächstes statteten wir dem Leichenbestatter einen Besuch ab. Dieser hatte alle möglichen Untersuchungen durchgeführt, wir würden uns aber auf sein Ergebnis verlassen müssen, denn die Leichen waren auf direkte Anweisung aus dem Sheriff Office schon verbrannt worden. Dies war sonderbar, aber Coroner Norris hatte es nicht in frage gestellt. Die tödlichen Verwundungen lagen alle im unteren Bereich des Körpers, als ob die Täter sehr klein gewesen wären. Die Einstiche im restlichen Körper waren erst später erfolgt, die Opfer hatten sich aber am Boden noch bewegt. Insgesamt wiesen die Leichen Einstiche von unzähligen unterschiedlichen Küchenmessern auf und wirkten, als ob der oder die Täter wenig Erfahrung im Umgang mit Messern gehabt hätten. Eine Klinge war in einem der Opfer abgebrochen, andere Wunden schienen von verbogenen Messern zu stammen, was auf enorme Kraft der Täter hinwies.
Nach Aussage des Coroners waren die meisten Verstümmelungen nach dem Tod der Opfer durchgeführt worden. Im Gegensatz zu dem Gemetzel mit den Messern waren Lippen, Ohren und Augenlieder mit großer Sorgfalt entfernt worden und auch die eingeritzten Muster wiesen eine gewisse Kunstfertigkeit auf. Dabei handelte es sich um etwas, das wie Fischschuppen und Kiemen wirkte. Trina erinnerte dies an Begräbnisrituale der Ponape im Südpazifik. Wir überprüften auch, ob die eingeritzten Muster darüber hinwegtäuschen sollten, dass eines der Familienmitglieder wirklich fischartige Körpermerkmale gehabt hatte, doch wir konnten auf den Fotos nichts entdecken.
Homer Ryan und Cierra Abril wiesen zusätzlich Wunden an Armen, Seite und Rücken auf, was darauf schließen ließ, dass sie versucht hatten Angriffe abzuwehren, sich umzudrehen und zu fliehen. Traumata durch Stumpfe Gegenstände war ebenfalls an einigen Leichen vorhanden. Gift oder ähnliches war bei niemandem nachgewiesen worden. Die Leichen waren zwar alle im Wohnzimmer gefunden worden, die Bilder im Bericht stammten aber aus einem Untersuchungsraum. Mindestens einer der Täter hatte ebenfalls Blut am Tatort hinterlassen, aber es handelte sich um Blutgruppe 0 und die Untersuchung dieser Probe hatte nichts zu Tage gefördert.
Nachdem wir unseren Besuch beim Coroner beendet hatten, rief Trina ihren Mentor an. Dieser erklärte, dass Dagon ein im alten Testament erwähnter Gott sei, der unter anderem von Phöniziern verehrt wurde. Man schrieb ihn aber auch Inselvölkern im Pazifik zu. Er stünde für Ackerbau, Fruchtbarkeit und Grausamkeit, lebe komplett im Meer und würde laut Mythen hauptsächlich von Fischmenschen verehrt. Er würde das Thema weiter recherchieren, da er es interessant finde.
Als nächstes fuhren wir zum Tatort. In der glühenden Hitze von New Mexiko suchten wir zuerst den Außenbereich ab. Das ganze Haus war von einem Zaun umgeben, wir mussten sogar ein Rolltor öffnen, um überhaupt auf dem Grundstück parken zu können. Wir fragten uns, wie es Kojoten geschafft hatten, dieses Hindernis zu überwinden und ins Haus einzudringen. Die Vordertür wies keine Spuren eines gewaltsamen Eindringens auf, auch eine Kamera war nicht zu finden. Im hinteren Teil des Gartens fanden sich eine Ansammlung von vielen Fußabdrücken in der Nähe einer Vogeltränke. Die Abdrücke stammten von kleinen Füßen und wirkten wie Turnschuhe. Die Spuren führten zum Holzzaun der das Grundstück von der Wüste trennte, die weiße Farbe war hier stellenweise abgerieben, als wäre jemand über den Zaun geklettert. Hinter dem Grundstück, außerhalb des Zauns, fanden sich zusätzlich Profilabdrücke von mehreren Fahrrädern. Wir nahmen von beiden Spuren Gipsabdrücke. Bei einem Rundgang um das Haus fiel uns noch eine Plakette mit der Aufschrift Shangri La auf, doch hatte diese das Haus leider nicht zu einem Ort des Friedens und der Harmonie werden lassen.
Unsere Untersuchung wurde von einer provinziell wirkenden Polizeistreife unterbrochen. Der Mann bereitete uns glücklicherweise keine Schwierigkeiten, berichtete davon, dass inzwischen doch zwei mögliche Augenzeugen gefunden worden waren und verschwand dann wieder. Als nächstes wollten wir das Innere des Hauses untersuchen. Der Hintereingang war wie versprochen offen, dort fanden wir auch Überzieher für die Schuhe und Einweghandschuhe, um den Tatort nicht zu verunreinigen. Das Wohnzimmer glich einem Schlachtfeld, überall war Blut, selbst an den Wänden und an der Decke. Der Text an den Wänden war ebenfalls mit Blut geschrieben worden. Die große Menge und die Verteilung des Blutes legten Nahe, dass die Angreifer einen großen Hass auf die Familie hatten, als sie sie niedermetzelten.
Die Blutspur ließ sich bis ins Obergeschoss verfolgen. Bei genauerer Untersuchung stellte sich heraus, dass die Fußspuren von Homer durch das Blut der Familienangehörigen führten. Er war scheinbar der letzte gewesen, der getötet wurde. Die Blutspur führte außerdem zur Vordertür, hier mussten die Angreifer das Haus wieder verlassen haben. Die Fußspuren der Mörder ließen auf mehrere Personen von unter 1,5 Metern Größe und weniger als 35 Kilo Gewicht schließen. Ob wirklich alle so klein waren, konnten wir nicht feststellen.
Eine allgemeine Untersuchung des Hauses ergab, dass alle getöteten auch hier gelebt hatten. Daniel hatte seine Auto Waschsalon Kette in Kalifornien verkauft und war dann mit seiner Familie hierher gezogen. Soweit wir feststellen konnten war das Zusammenleben harmonisch gewesen und Private Homer hatte sich gut in die Familie integriert, er hatte dem Vater sogar heimlich Geld als Mietersatz zugesteckt. Beth Ryan war am 02.01 geboren worden und blutige Fußspuren offenbarten, dass vier Personen die vermutlich zwischen 110 und 140 Zentimeter groß gewesen waren sich in ihrem Baby Raum versammelt hatten. In Cierras Wandschrank war die Zahl 197 mit Blut geschrieben worden. In der Küche fehlten alle Messer, diese waren offensichtlich als Tatwaffen benutzt worden. Trina wunderte sich ausgiebig darüber, dass die Mörder derart unvorbereitet ins Haus eingedrungen waren und nicht einmal eigene Mordwaffen dabei hatten. Blutige Fußspuren offenbarten, dass vier Personen sich im Baby Raum versammelt hatten. Eine Suche nach Andenken aus dem Pazifik, die auf einen direkten Kontakt mit dem Dagon Kult hinweisen könnten, fanden wir nicht.
Nachdem wir das Haus gründlich untersucht hatten, machten wir uns daran die Fahrradspuren auf der anderen Seite des Zauns zu verfolgen. Es schienen drei Fahrräder gewesen zu sein, und die Spur führte tiefer in die Wüste zu einer Betonruine. Das heruntergekommene Gebäude war mit Graffiti überzogen und besaß weder Fensterscheiben noch Türen, bei genauerer Betrachtung lagen hier deutlich mehr Scherben herum, als man für die vorhandene Anzahl Fenster erwarten würde. Auch in diesem Zustand wirkte das Gebäude noch, als wäre es eine Anstalt oder ein Gefängnis. Insgesamt hatte es den Anschein, als würden sich hier öfters Jugendliche herumtreiben. Im Inneren des Gebäudes stießen wir auf mehr Graffiti, diversen Müll und einen allgegenwärtigen Uringeruch. Wir stießen aber auch auf altes, angetrocknetes Blut und Tierknochen. Von der Einrichtung des Gebäudes waren nur noch rostige Bettgestelle übrig geblieben. Der Keller war allerdings außergewöhnlich, hier befanden sich diverse Glastanks von der Größe eines Bettes die an ein Röhrensystem angeschlossen waren. Abgerundet wurde diese gruselige Schlafgelegenheit von 10cm dicken Deckeln. Wen oder was hatte man in diesen Tanks gehalten?
Einer der Tanks stach besonders ins Auge, er war bunt bemalt worden und auf seinem Deckel war eine Skulptur aus Knochen drapiert worden. Eine Plakette wies ihn als Tank 197 aus, dieselbe Zahl die mit Blut in Cierras Schrank gemalt worden war!
Wir brachen die Untersuchung schließlich ab, fuhren zum Hotel und sammelten Ideen für den morgigen Tag.
- Beth Ryan hat den Nachnamen des Vaters. War er mit Cierra verheiratet?
- Hatte Cierra etwas mit dem Tank zu tun? War sie adoptiert worden?
- Den Coroner beauftragen: Vaterschaftstest für „ist Ryan der Vater von Beth“ und für „ist Daniel der Vater von Cierra“
- Den genauen Autopsiebericht einfordern.
- War die Familie aus Kalifornien weg gezogen, um möglichst weit weg vom Meer zu sein? Was war die letzte Adresse der Familie vor dem Umzug?
- Wo hat Private Ryan vorher gewohnt? Kann man das untersuchen?
- Polizeibericht einfordern
- Waren die Messer verschwunden, oder steckten sie in den Opfern?
- Wer genau hatte die Leichen einäschern lassen? Warum so schnell?
- Was für ein Gebäude war die Betonruine gewesen? Wer hatte das Gebäude betrieben? Warum stand es in der Wüste und nicht in der Stadt?
- Was haben die plötzlich aufgetauchten Augenzeugen zu berichten?
Agents (T-Zelle)
- Dylan Levitt / Tony (Criminal)
- Prof. Dr. Maja Sommer / Trina (Historian)
- Stacy Q / Tracy (FBI Agent)
- Dr. Heather Wood / Tekla (Physician)
- Tillmann