In der Tinte #1.2

Im ersten Spielbericht über Crimson Letters wurden die Geschehnisse der Ermittlungen rund um die Miskatonic Universität und verschwundene historische Dokumente aus Sicht von Mitzi Weintraub, ihres Zeichens Antiquitätenhändlerin aus Arkham, dargestellt. Das nun veröffentlichte Tagebuch beleuchtet die Aktivitäten der Investigatoren aus der Perspektive von Martha Greenwood, die die Universitätsseite als Professorin für Archäologie repräsentiert.


+ + + Teilnehmer der Spielrunde auf der anRUFung 2015 bitte nicht mehr weiterlesen :) + + +

Akt I: Der Tod des Prof. Leiter

Im Büro von Dekan Fallon

Um kurz vor 10am finde ich mich vor dem Büro von Bryce Fallon ein, um von ihm zu erfahren, was er nun genau von mir erwartet. Zu meiner Überraschung treffe ich im Flur auf weitere Herrschaften, die Fallon wohl ebenfalls einbestellt hat:

  • Rose Morgan, die Bibliothekarin der Miskatonic Universität, eine respektable und durchaus energische Dame, die ihre Aufgabe als Hüterin der Bücher sehr ernst nimmt und unter den säumigen Studenten Angst und Schrecken verbreitet.
  • Mitzi Weintraub, eine verwitwete Antiquitätenhändlerin aus Arkham, die auf alte und vermutlich in der Hauptsache monetär wertvolle Artefakte spezialisiert ist. Eine sehr adrette und aufgeweckte Frau, wenn auch etwas stark geschminkt.
  • William Hutchings, engagierter Student der Ingenieurswissenschaften an der MU, der laut Miss Morgan sehr zuverlässig ist, was seine Leihbücher angeht.
  • Henry Harris, ein Anwalt aus Arkham, der mir zwar ein wenig schmierig vorkommt, aber das gehört vermutlich zum Beruf. Er scheint ein recht helles Köpfchen zu sein. Wie Misses Weintraub erhält er für seine Arbeit ein Honorar.

Nachdem wir alle Platz genommen haben, erörtert der Dekan nochmal die Situation. Wie es scheint, haben die anderen noch nichts von dem tragischen Todesfall des Prof. Leiter gehört bzw. wussten nicht, dass sie deshalb eingeladen wurden. Prof. Leiter war Dozent für Kolonialgeschichte und ist einige Tage zuvor tot in seinem Büro aufgefunden worden, die Universität ist um Diskretion bemüht.


Es wird allerdings auch schnell klar, dass es dem Dekan in erster Linie um die Arbeit von Leiter geht und weniger um die Aufklärung seines doch recht merkwürdigen Todes. Leiter hatte sich mit dem Erbe der altehrwürdigen Familie Hobbhouse aus Arkham beschäftigt. Diese Aufgabe war ihm vom Nachlassverwalter der Familie übertragen worden. Teil des Erbes waren geschichtlich höchst bedeutende Werke zur Hexenverbrennung in Salem, die Ende des 18. Jhd. stattfand. Diese Dokumente sind nun verschwunden, was für die Forschung ein sehr großer Verlust ist. Fallon sorgt sich natürlich mehr um den Ruf seiner Universität, schließlich wäre ein Bekanntwerden des Diebstahls bzw. Verlustes exorbitant peinlich. Fallon überreicht mir die Schlüssel zu Leiters Büro sowie zu seinen Privaträumen. Unsere Aufgabe besteht nun also darin, die verlustig gegangenen Dokumente wiederzubeschaffen.

Prof. Dr. Wheatcroft, medizinische Fakultät


Wir beginnen unsere Nachforschungen bei Prof. Dr. Wheatcroft, einem Dozenten an der medizinischen Fakultät. Er hat den Leichnam von Leiter bereits in Augenschein genommen und wird auch die Autopsie vornehmen. Prof. Wheatcroft ist ein etwas behäbiger, älterer Herr, der uns recht unaufgeregt seine Einschätzung mitteilt, Leiter sei an einem massiven Herzinfarkt gestorben und es gäbe keine Anzeichen für äußere Gewaltanwendung.


Henry und Rose bieten Wheatcroft ihre Unterstützung bei der Obduktion an, welche für 2pm ansteht. Sie hoffen, noch mehr über den sonderbaren Todesfall herausfinden zu können.

Im Büro von Prof. Leiter


Auf dem Weg zu Leiters Büro suchen wir seine Assistentin Miss Court auf. Die hübsche junge Frau macht einen sehr angegriffenen Eindruck, was kein Wunder ist, schließlich wird sie nach Leiters Tod nicht nur von Arbeit nahezu erdrückt, sie selbst war es auch, die den Toten am Morgen gefunden hatte, was laut ihrer Aussage ein wahrhaft schrecklicher Anblick gewesen sein muss.


Sie führt uns zu Leiters Büro, für das sie selbst keinen Schlüssel besitzt. Dort finden wir das reinste Tohuwabohu vor. Überall liegen Papiere wild verstreut, ja sogar im Kamin finden sich halbverbrannte Dokumente. Ein großer Wandspiegel ist zerbrochen, der Boden ist voller Scherben.


Wir machen uns umgehend daran, in diesem Chaos nach Anhaltspunkten zu suchen. Mitzi inspiziert die Bilder im Raum, dabei fällt ihr ein kubistisches Gemälde jüngeren Datums ins Auge. Zusammen mit Henry entdeckt sie auf der Rückseite eine fein geschriebene Dankesbotschaft mit den Initialen „C.H.“.


Wir verschieben die Frage nach dem vollständigen Namen auf später. Mitzi würde das Bild gern mitnehmen, leider verweigert ihr das die erstaunlich renitente Miss Court. Trotz meiner nachdrücklichen Bitte, uns doch kurz allein zu lassen, bleibt sie stur. Man sollte die junge Dame in der Tat nicht unterschätzen. Auf unsere Fragen, ob bzw. was sie über Affären Leiters wisse, reagiert sie ausweichend. Er hat sich wohl in letzter Zeit mehrfach mit einer Dame getroffen, was aber nicht ungewöhnlich gewesen ist. Leiter scheint ein recht umtriebiger Charakter gewesen zu sein, das legen auch Papiere mit großen Geldsummen nahe sowie ein Jeton, den Henry unter dem Schreibtisch findet.


Zwar gibt es auch in Arkham einschlägige Etablissements, in denen man der strafbaren Spielleidenschaft nachgehen kann (es ist mir völlig unverständlich, was einige meiner Kollegen daran finden), die größten Sündenpfuhle befinden sich allerdings in Las Vegas und Altantic City. Mir fällt auf, dass im Bücherregal des Verstorbenen keinerlei Bücher über die Zeit der Hexenverbrennungen zu finden sind. Da sich Leiter ja damit beschäftigte, verwundert das ein wenig. Wir vermuten, die Bücher in seiner Privatwohnung zu finden.


Rose scheint von den Ereignissen ein wenig mitgenommen, denn ihre Nerven spielen ihr bereits Streiche. Als sie eine Spiegelscherbe vom Boden aufhebt, meint sie, jemanden direkt hinter sich zu sehen. Als sie dann den zerbrochenen Spiegel an der Wand berührt, schreit sie plötzlich auf, als würde ihr Arm entsetzlich schmerzen. Es ist aber nichts zu sehen und nach einem kurzen Moment kann sich die Gute auch wieder beruhigen.

Obduktion von Prof. Leiter

Pünktlich um 2pm treffen wir uns wieder mit Prof. Wheatcroft zur Obduktion von Leiters Leiche. Henry und Rose gehen dem Professor zur Hand und lassen sich selbst von dem grauenhaft entstellten Gesicht des Toten nicht aus der Ruhe bringen. Seine Augen sind auf geradezu schreckliche Weise angeschwollen und quellen förmlich aus den Höhlen. Es fällt uns allen schwer zu glauben, dass wir es hier mit einem ganz normalen Herzinfarkt zu tun haben. Lediglich Wheatcroft sieht seine Vermutung bestätigt und hält diese verstörenden Symptome für eine Folge der starken Krämpfe, die Leiter in seinem Todeskampf geschüttelt haben müssen. Sonst fällt auch uns an der Leiche weiter nichts auf. Rose möchte die Kleidung des Toten untersuchen, es stellt sich allerdings nach einigen Verwirrungen heraus, dass Prof. Wheatcroft für die Entsorgung der Sachen verantwortlich ist. Er sagt, er könne sich daran nicht erinnern. Rose reagiert sehr zornig und kann die Sorglosigkeit des Professors nicht verstehen.

Prof. Leiters Apartment

Nach diesen doch recht unerfreulichen Eindrücken machen wir einen kleinen Spaziergang zu den Apartments der Lehrkräfte, welche ebenfalls auf dem Universitätsgelände liegen. Beim Aufschließen der Haustür fällt auf, dass das Schloss sehr neu zu sein scheint. Rose findet im Briefkasten einen interessanten Brief vom Arkham Asylum, in dem Leiter gefragt wird, was weiter mit dem von ihm betreuten Patienten C. Hunter geschehen soll. Uns fallen sofort die Initialen auf dem Bild aus Leiters Büro ein. Ein Besuch im Asylum wird bestimmt aufschlussreich sein.


Im Inneren des Hauses finden wir ein ähnliches Durcheinander vor wie im Büro. Auch hier liegen überall auf dem Boden Papiere, einige sind verbrannt. Wie bereits vermutet finden sich auch die Fachbücher zur Zeit der Hexenverbrennung, Leiter scheint viel daheim gearbeitet zu haben. Wir finden Blätter mit großen Geldsummen und in einem kleinen, schwarzen Büchlein stehen verschiedene Kontoinformationen von diversen Banken. Bei der Durchsuchung der Räume stellt Mitzi fest, dass sie recht viele Kunstgegenstände beherbergen, die ihr allerdings nicht wie Originale vorkommen. Hat C. Hunter sie gemalt, und wenn ja, wieso? Ich finde in der Küche Einbruchsspuren am Fenster, und als ich sie näher untersuchen will, fällt mir ein Wagen auf, der in Sichtweite parkt und in dem zwei Personen sitzen. Das Kennzeichen verrät uns, dass er aus Atlantic City stammt. Wenn dem guten Leiter mal nicht sein Laster zum Verhängnis wurde.

-- Molybdaen